E-Sport: Die Zocker sind unter uns

14. April 2025 / Sport

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Epic Games

Text: Oliver Züchner

Gaming einsam am PC? Das war einmal. Immer öfter treten Videospieler gegeneinander an: in privaten Gruppen, bei Vereinen und in Profi-Ligen. E-Sport boomt, auch in Hannovers Videospielmuseum Hi-Score, das sich der Förderung der Gamingkultur verschrieben hat.

Ein Museum? Ja, auch das. Aber vor allem ein Raum zum Mitmachen und Spielen. Das erst im November 2024 eröffnete Videospielmuseum Hi-Score in Hannovers Südstadt präsentiert mehr als 300 Spielekonsolen, Handgeräte und Automaten seit 1972. „Videospiele sind unsere Leidenschaft“, sagt Regine Silbermann und schaut zu ihrem Mann Marko. Beide lernten sich über ihre gemeinsame Leidenschaft kennen, füllten bald mit ihrer Sammlung das eigene Haus bis unter die Decke. „Im Frühjahr 2023 kam das Angebot von Bürgermeister Belit Onay, im geschlossenen Kaufhof in der Georgstraße den Pixelpokal zu veranstalten. Das sind unsere Videospiel- Wettbewerbe, die wir seit Jahren organisieren. Dort haben wir dann auch unsere Sammlung aufgebaut, die wuchs und wuchs“, berichtet Regine Silbermann. Aus der Sammlung entstand das interaktive Museum „Hi- Score“, das bis zum Ende des „Aufhofs“ Mitte 2024 rund 53.000 Besucher anzog. „Videospiele sind schon lange aus der Nische raus und ein ökonomischer Faktor“, sagt Silbermann, die von Beruf Mediengestalterin ist und ihre ganze Zeit dem Museum widmet. „Wirtschaftsminister Olaf Lies stand auch schon bei uns auf der Bühne – 2023 im Aufhof, als Gamer aus ganz Niedersachsen um den Virtual Champion Niedersachsen spielten.“

Zehntausende Zuschauer

Seit 2020 fördert das niedersächsische Wirtschaftsministerium den Wettbewerb, der zwei Mal jährlich via Livestream bis zu 100.000 Zuschauer anzieht. „In ein paar Jahren kann man damit vielleicht das Stadion in Hannover füllen“, sagt Silbermann mit Blick auf das polnische Kattowitz. Dort erreichten im Februar 2025 die jährlichen „Intel Extreme Masters“ mit 1,3 Mio. Zuschauern der Counter-Strike-Wettkämpfe einen neuen Zuschauerrekord. Noch größer ist die Szene in Asien, wo E-Sportler so bekannt wie Popstars sind und Live-Veranstaltungen ganze Arenen füllen. E-Sport – der faire Kampf um den Sieg in Computerspielen – ist längst auf dem Weg zur Professionalisierung und Kommerzialisierung. Weltweit wurden bereits 1,7 Mrd. US-Dollar an Gamessieger ausgeschüttet. Das Geld stammt nicht zuletzt aus dem Markt für Gamessoftware und -hardware, der mehr als 200 Mrd. US-Dollar schwer ist und von der wachsenden Popularität des E-Sports profitiert, der 1958 mit dem ersten Mehrspielergame „Tennis for two“ entstand. Entsprechend wächst das Interesse kleinerer und größerer Unternehmen, den E-Sport mit Werbung und Sponsoring finanziell zu unterstützen. So wird die E-Sparte der „Recken“ der TSV Hannover-Burgdorf durch die Drogeriekette Rossmann gesponsert, während der Netzbetreiber htp und der Heise-Verlag die E-Fußball-Profis von Hannover 96 mitfinanzieren.

Chance für Vereine

Die Vereine sind auf die Geldgeber angewiesen, da die Livestreams kostenlos sind. Doch es lohnt sich. „E-Sport ist für uns ein prima Marketinginstrument, vor allem seit Corona dem sportlichen Gaming in Deutschland einen großen Schub gegeben hat“, sagt Paul Wetenkamp, Leiter Brand Management & eSports der Profi-Sparte von Hannover 96. Er sieht im E-Sport ein erhebliches Wachstumspotenzial. „Junge Menschen mögen die kurzen, virtuellen Matches, die zweimal neun Minuten dauern. Die Zuschauer können sich während des Livestreams untereinander und sogar mit Spielern direkt austauschen“, erklärt Wetenkamp die Attraktivität der E-Fußballliga, deren Inhalte er zu Clips für die sozialen Medien aufbereiten lässt. „Mit E-Sport erzielen wir bei Instagram und Tiktok zunehmend größere Reichweiten bei den Jugendlichen.“ Für die Sponsoren wiederum geht es um das Image der eigenen Marke. Aber nicht nur. „Immer mehr Unternehmen erkennen, welche Möglichkeiten sich bei der Mitarbeitergewinnung und für Qualifikation und Training ergeben“, sagt der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Unternehmen, die es schaffen, diese verschiedenen Aspekte zu verbinden, machen sich als Arbeitgeber interessanter.“ So unterstützt das Wirtschaftsministerium im Rahmen seines aktuellen „Digitalfahrplans“ die eSport-Betriebsliga, bei der aktuell etwas mehr als ein Dutzend Mannschaften aus Firmen und Institutionen gegeneinander antreten, darunter die Deutsche Messe, der IT-Dienstleister Adesso und die Stadtwerke Garbsen. „2024 hatten wir bereits 60.000 Zuschauer. Damit konnten wir auch Sponsoren gewinnen“, freut sich Axel Ebers von den Unternehmerverbänden Niedersachsen (UVN), die die Betriebsliga mitorganisieren und selbst ein Team stellen. „Gaming stärkt Teamgeist und Taktik der Mitarbeitenden. Das wollen wir fördern“, ergänzt htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann, dessen Unternehmen im vergangenen Jahr das erste Mal dabei war.

E-Sport macht mobil

Um den E-Sport in der Fläche zu fördern, fördert Lies’ Ministerium auch den mobilen E-Sport- und Gaming-Hub, dessen Konzeption und Aufbau wiederum in den Händen der Museumsgründer Regine und Marko Silbermann und ihrer ehrenamtlichen Helfer liegt.

Das vollständigen Artikel …

… finden Sie in der radius/30 Ausgabe April/Mai.

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