Förderung der kulturellen Vielfalt in Hannover – Teil 1

04. Februar 2019 / Aktuell

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Hannover ist bereits UNESCO City of Music, jetzt will die Stadt Kulturhauptstadt werden. Die Voraussetzungen sind gut, denn die kulturelle Landschaft in Hannover ist abwechslungsreich und umfasst alle Sparten von Musik, Tanz, Theater über bildende Künste und Literatur.

Allein 18 freie Theater und über 80 Chöre im Chorverband zählt Hannover, viele Künstler beleben das Stadtbild mit ihren Ideen wie etwa der Lichtbildhauer Franz Betz mit seinem Schwarmkunstprojekt „Kleefeld leuchtet“, in dem er mithilfe vieler Akteure aus dem Viertel den Stadtteil jährlich für eine Woche zum Leuchten bringt. Ob Poetry-Slam, Tanz-Performances, interaktive Ausstellungen, ob Ausstellungen in verlassenen Polizeistationen, in Kellern oder einem ehemaligen Kino – in der kulturellen Vielfalt der Landeshauptstadt spiegeln sich die individuellen Ausdrucksformen der Akteure lebendig wider. Viel ehrenamtliches Engagement steckt in den kulturellen Beiträgen – und trotzdem müssen Farbe und Pinsel bezahlt, Leinwände transportiert, Bühnen ausgestattet, Regisseure und Musiker honoriert werden. Wer sein Projekt nicht aus eigener Tasche bezahlen kann, wendet sich deshalb an Stellen, die Kultur fördern. Dazu gehört die Stadt Hannover selbst sowie Stiftungen, Banken und auch Einzelpersonen – die Förderlandschaft ist also genauso vielfältig wie die Projekte, die von ihnen unterstützt werden. Was sie voneinander unterscheidet, sind die Antragsbedingungen und die Summen, die vergeben werden.

Kulturbüro der Stadt unterstützt Projekte mit Rat und Tat
„Wir fördern Literatur, Musik, Theater, Tanz, Bildende Kunst und junge Kultur sowie internationale Kultur und bieten mit der Galerie Kubus auch eine eigene städtische Galerie, die die Kunstszene fördert“, erklärt Anne Prenzler, Leiterin der Kulturförderung bei der Stadt Hannover. Dabei wird zwischen Projektförderung und institutioneller Förderung unterschieden – letzteres ist heiß begehrt, da dort die Gelder jährlich in Aussicht gestellt werden. Dazu gehören etwa die Spitzenchöre wie Mädchenchor und Knabenchor oder das Theater am Küchengarten und das Junge Schauspiel. „Projektzuwendungen für die sogenannte Freie Szene und deren Beratung bilden einen Schwerpunkt unserer Arbeit“, erläutert Anne Prenzler. „Bis zu einer Summe von 5.000 Euro kann das Kulturbüro selbst über die Vergabe der Mittel entscheiden, über höhere Summen befindet der Kulturausschuss.“ Relativ neu ist mit der Gründung 2016 die Sparte „Junge Kultur“, die Bernd Jacobs im Kulturbüro verantwortet. Auch hier geht es um Räume, öffentliche wie geschlossene, in denen junge Künstler ihre Ideen ausprobieren können. Dazu zählt das Graffiti-Netz-Hannover, dessen Webseite mit Mitteln aus der Jungen Kultur gefördert wurde und die als Informationsplattform für die Szene dient. Sie zeigt die legalen Flächen für Graffiti in Hannover und der Region Hannover auf. Dazu hat die Stadt am Ihmeufer in zentraler Lage rund 1.000 Quadratmeter für Graffiti freigegeben. Diese Fläche wurde im August in einer großen Aktion von 50 Künstlerinnen und Künstlern zum ersten Mal gestaltet.

Eine weitere Extra-Sparte ist die Unterstützung von Ateliers und Projekträumen, die ebenfalls 2016 startete. Sieht man sich die Liste in 2017 an, fällt auf, wie vergleichsweise klein die bewilligten Summen für 25 Ateliers sind – durchschnittlich um die 1.000 Euro für ein Jahr bei einer Gesamtfördersumme von 20.600 Euro. Bei den sieben Projekträumen wie etwa dem Keller III in der Nordstadt, der vielfältige Aktionen und Ausstellungen initiiert, sind die bewilligten Summen oft weitaus höher – 29.400 kamen aus den Töpfen der Stadt. Wichtige Kriterien bei der Mittelvergabe sind dabei die Professionalität, die Vernetzung der Initiatoren und ihr breit gefächertes Portfolio.

Anders als bei vielen anderen Förderinstitutionen, die ausschließlich gemeinnützige Vereine unterstützen, können sich bei der Stadt auch Einzelpersonen bewerben. „Der erste Schritt ist das Internet – wer zum Beispiel eine Lesung plant, sollte bei Google einfach die Stichworte „Kulturförderung Stadt Hannover“ und „Literatur“ eingeben“, lautet der Tipp von Anne Prenzler. Dort finden sich auch die Anträge zur Förderung. Wer nicht weiter weiß, dem hilft das Team des Kulturbüros. „Wir beraten bei den Anträgen, aber auch bei der Erstellung des Kosten- und Finanzierungsplans“, berichtet Anne Prenzler. Das Kulturbüro verteilt in diesem Jahr 3,8 Millionen Euro an Zuwendungen. Das ist aber nur ein Teil der städtischen Kulturförderung insgesamt. Aus anderen Töpfen werden die Museen, die Bibliotheken, die Stadtteilzentren und vieles mehr gefördert.

„Wir bekommen immer sehr viel mehr Anträge, als im Endeffekt bewilligt werden können“, bedauert Anne Prenzler. Denn die Fördermittel, die dem Kulturbüro zur Verfügung stehen, sind begrenzt. „Der kulturelle Bereich ist eine Kann-, keine Muss-Leistung der Kommune, eine sogenannte freiwillige Aufgabe“, klärt sie auf. Die gute Nachricht ist, dass das Kulturbüro der Stadt auch in Hinblick auf Kooperationen mit anderen Förderern berät und somit auch eine gute Anlaufstelle für diejenigen ist, die sich mit der vielfältigen und auch ein wenig unübersichtlichen Förderlandschaft nicht so gut auskennen.

Text: Sonja Steiner

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