Kirchentag 2025 in Hannover: Gemeinsam Zukunft gestalten 

20. November 2024 / Gesellschaft

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Freuen sich auf den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover: Generalsekretärin Kristin Jahn, Präsidentin Anja Siegesmund, Landesbischof Ralf Meister, Oberbürgermeister Belit Onay (v.l.n.r.). (Bild: Jens Schulze)

Text: Susanne Bührer

Vom 30. April bis 4. Mai 2025 wird Hannover zum Schauplatz eines der größten kirchlichen Ereignisse Deutschlands: der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag. Unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ werden Tausende von Menschen in die niedersächsische Landeshauptstadt strömen, um sich über Glaube, gesellschaftliche Verantwortung und aktuelle Herausforderungen auszutauschen. Der Kirchentag ist weit mehr als ein reines Glaubensfest – er steht für Offenheit, Vielfalt und den Wunsch, gemeinsam an einer gerechteren, friedlicheren und nachhaltigeren Zukunft zu arbeiten.

Im Jahr 2025 kehrt der Deutsche Evangelische Kirchentag erneut in seine Geburtsstadt zurück. In Hannover rief ihn Reinold von Thadden 1949 ins Leben. Danach kehrte das Event bereits 1967, 1983 und 2005 in die Stadt an der Leine zurück. Gegründet wurde er als Reaktion auf die schrecklichen Erfahrungen des Nationalsozialismus und den unzureichenden Widerstand der Amtskirche in dieser dunklen Zeit. Seit seiner Gründung verfolgt der Kirchentag das Ziel, Laien eine Stimme zu geben und als kritisches Gegenüber zur verfassten Kirche zu fungieren. Die Idee hinter dem Kirchentag ist es, einen Raum für Begegnung zu schaffen, der den Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft fördert. Auch heute noch ist er eine unabhängige Laienbewegung, die als „Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e. V.“ in Fulda organisiert ist.

Hunderte von Haupt- und Ehrenamtlichen arbeiten engagiert daran, alle zwei Jahre einen Kirchentag in einer größeren Stadt Deutschlands zu gestalten. „Kirchentag ist Diskursraum“, erklärte Generalsekretärin Dr. Kristin Jahn zum Start des Ticketverkaufs. „Wir wollen Menschen zusammenbringen. Wir wollen Kontroversen wagen und vorurteilsfrei zuhören und ermutigen, sich selbst eine Meinung zur Sache zu bilden. Denn zuhören heißt nicht gleich zustimmen, sondern Eintreten in den Diskurs. Das ist der große Wert des Kirchentages: Die Akzeptanz einer jeden Person, aber eben nicht jeder Position, weil es zur Liebe und Mitmenschlichkeit nun mal keine Alternative gibt. Eine herzliche Einladung nach Hannover an alle, die sich daran beteiligen wollen!“ 

Kirchentag – ein Fest des Glaubens und der Gemeinschaft

Wie bei vergangenen Kirchentagen wird auch 2025 ein breites Spektrum an Veranstaltungen geboten: Gottesdienste, Bibelarbeiten, Podiumsdiskussionen, Workshops und kulturelle Highlights wie Konzerte und Kunstausstellungen. Von Morgengebeten bis hin zu Mitternachtssingen – überall in der Stadt wird es bei rund 1.500 Veranstaltungen Gelegenheiten geben, in die Gemeinschaft einzutauchen. Der Kirchentag startet traditionell mittwochs mit einem Eröffnungsgottesdienst und dem Abend der Begegnung: Ein buntes Straßenfest in der Innenstadt, auf dem sich Kirchengemeinden, aber auch nicht-kirchliche Projekte, Initiativen und Gruppen aus der Region vorstellen – mit Musik, Kleinkunst und kulinarischen Leckereien. 

Doch die Vorbereitungen für den Kirchentag 2025 sind schon längst in vollem Gange. Um vielfältige Begegnung und Dialog zu ermöglichen, treten die Verantwortlichen schon seit einiger Zeit mit wichtigen Akteur:innen der Region in Kontakt. Dazu gehören auch regionale Unternehmen und Gewerkschaften, nicht zuletzt, weil der Kirchentag über den 1. Mai gefeiert wird. „Wir tragen gemeinsam Verantwortung“, brachte es Präsidentin Anja Siegesmund beim Treffen mit Wirtschaftsvertretungen und Gewerkschaften im Rathaus am 6. September auf den Punkt.

Es ist spürbar, dass diese Verantwortung in Hannover bereits aktiv gelebt wird. Auch deshalb war Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel und Susanne Blasberg-Bense, Dezernentin für Jugend, Familie, Sport, Eventmanagement, der Austausch so wichtig. „Allen ist klar, wir stehen vor großen Herausforderungen“, bekräftigte Anja Ritschel gegenüber dem Kirchentag. „Der gemeinschaftsorientierte Charakter des Kirchentages bietet im nächsten Jahr die einmalige Gelegenheit, dass sich Menschen, Firmen und Organisationen begegnen, die sich sonst eher wenig wahrnehmen. Das ist eine große Chance für den Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft.“ 

Programm

Das Programm des Kirchentags umfasst eine breite Palette an liturgisch-theologischen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Veranstaltungen. Im Bereich der gesellschaftspolitischen Themen werden Aspekte wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und interreligiöser Dialog behandelt, während auch Herausforderungen wie Armut und Diskriminierung kritisch reflektiert werden, um gemeinsame Lösungsansätze zu finden. Das geistlich-liturgische Programm widmet sich spirituellen und theologischen Fragestellungen und beinhaltet verschiedene Gottesdienstformate, auch neuere und experimentelle Formen, Tagzeiten-Gebete und Feierabendmahle. Die kulturellen Veranstaltungen sind vielfältig und reichen von mitreißenden Darbietungen bis hin zu emotionalen Momenten und finden sowohl in Kirchen als auch auf Bühnen statt. Ein Überblick über die zentralen Themen wird im Programmheft „Programm im Überblick“ bereitgestellt, während das vollständige Programm ab 2025 online auf der Webseite und in der Kirchentags-App zugänglich sein wird.

Ehrenamt

Ob Fahrbereitschaft, Auf- und Abbau von Großbühnen, Lagerlogistik oder Steuerung der Besucherströme: Viele Aufgaben, die für einen erfolgreichen Kirchentag entscheidend sind, werden nahezu ausschließlich von engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern übernommen. Die erfahrensten von ihnen werden im Kirchentagsjargon liebevoll „HaKas“ (Harter Kern) genannt. Viele von ihnen unterstützen das hauptamtliche Kirchentagsteam bereits seit vielen Jahren und sind oft mehrere Wochen vor der Veranstaltung vor Ort – häufig während ihres eigenen Urlaubs. Sie sind die Heldinnen und Helden des Kirchentags, denn ohne ihr Engagement würde nichts funktionieren: keine Bühnen, keine Gemeinschaftsquartiere, keine Essensausgaben und keine Besucherlenkung stünden bereit, wenn die Teilnehmenden in der Stadt ankommen. Die HaKas sind in über 40 verschiedene Arbeitsbereiche gegliedert, um alles Nötige für dieses Großereignis zu organisieren. Ihr Wirken geschieht größtenteils im Hintergrund und bleibt für die meisten Kirchentagsteilnehmenden unsichtbar. 

Zukunft im Fokus beim Kirchentag

Das Kirchentagsmotto „mutig – stark – beherzt“ ist eine Aufforderung auch im ökumenischen Horizont, sich den aktuellen globalen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Es geht darum, wie christliche Werte in einer sich wandelnden Welt Orientierung bieten können. Besonders drängende Themen wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, Digitalisierung und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft werden im Mittelpunkt der Debatten stehen. In Foren und Diskussionen werden Expert*innen aus Wissenschaft, Kirche, Politik und Gesellschaft zusammenkommen, um Lösungsansätze zu entwickeln und zu erörtern. Wie und wo können (und müssen?) wir unsere Lebensweise nachhaltiger gestalten? Wie gehen wir mit der wachsenden Ungleichheit um? Welche Rolle spielen Digitalisierung und technologische Entwicklungen für den Glauben und das Gemeinwohl? Wie stellen sich die Kirchen den im Konziliaren Prozess formulierten Aufgaben „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“? Diese und weitere Fragen werden die Teilnehmenden beschäftigen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Jugend. Der Kirchentag 2025 will gezielt jugendliche Teilnehmende ansprechen und miteinbeziehen als Mitgestaltende der Zukunft. 

Interreligiöser Dialog und Zusammenhalt

Ein weiterer Schwerpunkt des Kirchentags ist der interreligiöse Dialog. Schon lange pflegt der Deutsche Evangelische Kirchentag den Austausch zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften. In Hannover werden Vertreter*innen aus Judentum, Islam, Buddhismus und anderen Religionen erwartet, um gemeinsam über das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft nachzudenken. In Zeiten, in denen religiöse und ethnische Konflikte weltweit zunehmen, setzt der Kirchentag ein starkes Zeichen für den Frieden und das respektvolle Miteinander. 

Kultur und Kreativität als Brückenbauer

Neben den theologischen und gesellschaftlichen Debatten wird der Kirchentag 2025 auch wieder eine kulturelle Bühne bieten, auf der Musik, Theater, Kunst und Literatur eine zentrale Rolle spielen. Darbietungen bekannter und noch weniger bekannter Bands und Musiker*innen werden ebenso angeboten wie klassische Aufführungen und Lesungen einschließlich Veranstaltungen zum Mitmachen. 

Nachhaltigkeit als Leitprinzip des Kirchentags

Der Kirchentag verfolgt seit 2012 eine ökofaire Verpflegungsstrategie mit dem Ziel, langfristig 100 Prozent ökologische Lebensmittel anzubieten. Diese Strategie umfasst auch die Berücksichtigung von Regionalität und Saisonalität und fördert eine nachhaltige Esskultur, die den Fleischverzehr reduziert und wo immer möglich vermieden. Das Abfallaufkommen wird durch Pfandgeschirr und Mülltrennung reduziert. Zudem wird angestrebt (Stand: Redaktionsschluss), in Hannover ein integriertes ÖPNV-Ticket anzubieten, das den Teilnehmenden ermöglicht, unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen Unterkunft und Veranstaltungsorten zu reisen. Kooperationen mit Fahrradanbietern und der Einsatz von Sonderzügen und Busparkplätzen fördern umweltfreundliche Anreisen. Bei der Beschaffung orientiert sich der Kirchentag an ökologischen Richtlinien, nutzt 100 % Recyclingpapier, ökologische Reinigungsmittel und GOTS-zertifizierte Textilien. Als bedeutende Bildungsveranstaltung bietet der Kirchentag außerdem ein Forum für Debatten zu Umweltthemen und fördert Ideen zur sozial-ökologischen Transformation und Klimagerechtigkeit. 


Organisatorisches zum Kirchentag 2025

Tickets für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover können digital erworben werden. Bis zum 19. Februar 2025 gilt ein Frühbucherrabatt: Das reguläre 5-Tage-Ticket für den kompletten Veranstaltungszeitraum gibt es für 129 Euro, das ermäßigte 5-Tage-Ticket für 79 Euro. Es gibt außerdem Familientickets, Fördertickets und Tickets für einzelne Tage oder Abende. Kinder bis 11 Jahre besuchen den Kirchentag kostenfrei. Teilweise enthalten die Tickets enthalten voraussichtlich einen ÖPNV-Fahrausweis für das Gebiet des Kirchentages. Unterkünfte müssen bei Bedarf hinzugebucht werden. Der Kirchentag organisiert so weit möglich Gemeinschaftsquartiere in ausgewählten Schulen und Stellplätze für Camper. Außerdem können auf einer externen Plattform private Quartiere angeboten und gesucht werden.

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