Laut Niedersachsen Startup Monitor ist die Zahl der Startup-Gründungen in Niedersachsen 2020 trotz Krise gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent gestiegen. Hannover gilt als „Leuchtturm“ der niedersächsischen Start-up-Cities mit einer hohen Gründungsaktivität. Eine Analyse des Handelsregisters zeigt, dass im Jahr 2020 43 Unternehmen in der Region Hannover neu gegründet wurden. Als Hochschulstandort bietet Hannover besonderes Gründungspotenzial. Doch auch sonst hat die Region Hannover für Gründerinnen und Gründer viel zu bieten: Wettbewerbe, Gründercamps, Beteiligungskapital, Seed-Accelerator-Programme … radius/30 hat sich vier Start-ups aus der Region genauer angeschaut.
Natalie Eckert: florada – Blumen und dekoration digital und persönlich
Es begann mit dem Blumenschmuck für die eigene Hochzeit: Natalie Eckert, die aus einem Familiengroßhandel für Floristik und Dekobedarf stammt, wollte sich im Blumenladen vor Ort beraten lassen. Sie erhielt ein Angebot für klassische Gestecke aus Baumscheiben mit Schleierkraut und Rosen. „Ich wurde gefragt, was ich mir denn vorstelle“, erzählt sie. „Ich wusste das aber selbst noch nicht und hätte gerne erfahren, welche Möglichkeiten überhaupt bestehen, bevor ich mich entscheide.“ Daraufhin recherchierte sie kurzerhand selbst und ließ sich von einem anderen Anbieter ein zweites individuelles Angebot erstellen, das preislich vier Mal so teuer war: „Ich dachte dann: Irgendwie muss es da doch etwas dazwischen geben.“
Diese Erfahrung inspirierte sie, in ihrem Studium Entrepreneurship and Innovation Management die Idee zu einem Onlinekonzept für Hochzeitsblumenschmuck zu entwickeln: vorgefertigte Pakete unterschiedlicher Stilrichtungen, die preislich zwischen dem örtlichen Blumenladen und dem High-End-Individualangebot liegen sollten. Damit hatte die zweifache Mutter Feuer gefangen und wollte umgehend starten: Ihr Studium schloss sie statt in zwei Jahren bereits nach einem Jahr ab und gründete ihr Unternehmen florada.
„Wir sind quasi das ‚Lieferando‘ der Floristikbranche“, erklärt sie ihre Idee. „Der Anbieter, wenn es um mehr als einen Strauß Blumen geht: vom Hochzeitsstrauß über Sträuße für Trauzeug*innen, Blumen für Kinder oder das Blumenhalsband für den Hund. Es war mir von Beginn an ein Anliegen, ganzheitlich zu denken, denn die Kunden wünschen sich für ihre Feier einen schönen Tisch und dazu gehören nicht nur Blumen, sondern Vasen, Besteck, Kerzen, Servietten … Deshalb bieten wir eine Komplettlösung an.“
Dafür arbeitet florada mit einem deutschlandweiten Floristennetzwerk zusammen. Der Kunde kann sich auf der Onlineplattform inspirieren lassen, aus unterschiedlichen Stilrichtungen seine Dekowünsche zusammenstellen und sie online bestellen. „Wir bieten Festpreise – das ist in der Floristikbranche nicht üblich, da Blumenpreise starken Schwankungen unterliegen“, erzählt die Gründerin. „Und wir sind trotz der Onlinebestellung immer persönlich ansprechbar: kurzfristige Änderungen wie ein weiterer Tisch sind problemlos möglich. Durch unser großes Netzwerk sind wir auch nie ausgebucht.“ Die Blumenläden vor Ort sind in dem Konzept unerlässliche Partner. „Wir von florada übernehmen den Einkauf bei den Großhändlern und unsere Lieferanten beliefern den Laden vor Ort. Dieser muss nichts lagern und keine Muster bevorraten. Abbindeband für Sträuße ist beispielsweise recht teuer. Blumenläden haben verständlicherweise keine riesige Auswahl vorrätig. Wir liefern die benötigte Menge an Band mit jeder Bestellung einfach mit, ebenso wie passende Gefäße.“
Die Pläne für die Zukunft stehen fest: Natalie Eckert möchte nicht mehr nur Hochzeiten mit Blumenschmuck und Deko ausstatten, sondern bald auch Trauerfeiern, Geburtstage oder Junggesellinnenabschiede und mit florada auch international Fuß fassen: „Man muss sich daran gewöhnen, dass man groß denken darf. Und wenn man dann glaubt, groß zu denken, dann ist es immer noch nicht groß. Gründen ist immer eine große Entwicklung. Nicht nur geschäftlich, auch persönlich.“