Hauskauf … ein emotionales Thema. In der heutigen Zeit muss man wohl eher von einem Glückstreffer sprechen, wenn man überhaupt noch ein bezahlbares Objekt findet. Doch was ist das Richtige: ein bestehendes Haus kaufen und sanieren oder direkt neu bauen?
Wir stehen in der Kälte mit den Füßen im Schnee auf einem großen Grundstück, vor uns ein kleines Siedlungshäuschen aus den 50er-Jahren mit 79 Quadratmetern Wohnfläche. Unser Häuschen. Der Kaufvertrag ist frisch unterschrieben. Und wir schwanken zwischen Freude über das eigene Heim und der Frage: Was haben wir da eigentlich getan?
Zahlreiche Fragen hatten wir uns vorab gestellt: Wollen wir ein älteres Haus kaufen und es renovieren oder gar sanieren oder wollen wir neu bauen? Welche Bedürfnisse und Ansprüche haben wir an unser Leben hinsichtlich des Wohnumfelds – wollen wir eher städtisch oder ländlich wohnen? Wie viel Garten wollen wir in Zukunft genießen, aber eben auch pflegen?
In den letzten Jahren hatten diese Fragen zwar immer noch Gewicht, allerdings ist die Suche nach der geeigneten Immobilie mühsam geworden. Hat man etwas Passendes gefunden, ist jemand anderes schneller mit dem Abwägen der entscheidenden Fragen oder legt im Zweifel einfach etwas mehr Geld auf den Tisch – und das ausgeguckte Zuhause ist schneller an jemand anderen verkauft als man „Piep“ sagen kann. Oder: „Ich hätte es auch gerne gekauft.“
Diese Hürde hatten wir aber schnell und mutig erfolgreich genommen – der Kaufvertrag war unterschrieben. Nun begann nahtlos die Planungsphase. Fest stand: 79 Quadratmeter waren uns zu wenig. Doch neu gründen und Fundamente anzulegen, ist ein kostenintensives Vorhaben. Geld, das an anderer Stelle vielleicht besser investiert ist. Und so machten wir das Naheliegende: dort aufstocken, wo bereits gegründet war. Das Schleppdach, unter dem sich Bad und Toilette befanden, wurde zur Straße hin nach oben geöffnet und der erste Stock durch einen Flachdachanbau vergrößert. Auffallend war dieser Klotz zwischen all den Siedlungshäusern. Also wenn schon Blickfang, dann eben konsequent: Durch den dunkelgrauen Anstrich setzt sich der Anbau kontrastreich zum Weiß der restlichen Hausfassade ab. Auch über der Garage erweiterten wir den Wohnraum im Hochparterre und ersten Stock durch einen Holzrahmenbau.
Eine weitere Veränderung: große Fensterflächen. Erstaunlicherweise hatte das alte Siedlungshäuschen weder Fenster zur Straße noch zum großzügigen Garten. Wo immer es möglich war, öffneten wir durch große bodentiefe Fenster, Schiebetüren, Gauben und Dachflächenfenster die Außenwände für Licht und Ausblickmöglichkeiten. Die Großzügigkeit wird durch einen nahezu offenen Wohnraum im Erdgeschoss und großformatige Fliesen zusätzlich betont. Im Obergeschoss öffneten wir die Zwischendecke zum Kriechboden und ließen die Räume bis unters Dach offen. Die herausschauenden Dachbalken sind ein weiterer Blickfang. Doch bei aller Offenheit schufen wir auch Rückzugsmöglichkeiten durch Wandvorsprünge im Wohnzimmer, eine Schiebetür zum Gästezimmer und halbhohe Wände in der Küche.
» Eine neue Küche ist eine Anschaffung für viele Jahre, die sich nahtlos in das Wohnumfeld einfügen soll und vielen, teils widersprüchlichen Anforderungen gerecht werden muss. Deshalb bedeutet Küchenplanung immer auch, den besten Kompromiss zu finden zwischen Design, Grundriss und Größe, Bedienkomfort und Stauraumplanung.
Enno Adomeit, Planungsspezialist, H. von Roon KG
Die Küche sollte sich harmonisch in den Wohnbereich einfügen. Lange wurden unterschiedliche Entwürfe hin- und herüberlegt, bis schließlich die ideale Lösung gefunden war. Hinter der halbhohen Wand verstecken sich Kühlschrank und Backofen und bieten gleichzeitig einen Sichtschutz zur Haustür, ohne den Blick massiv zu verschließen. Die nur 50 Millimeter dicke weiße Küchenplatte mit ihrer schwarzen Kante greift das Gesamtkonzept der Inneneinrichtung auf: Dünne Kanten und schmale Fugen sorgen für klare Linien und eine ruhige Struktur, schwarz und weiß als Leitfarben für starke Kontraste.
» Großformatige Fliesen lassen Boden-, aber auch Wandflächen ruhiger wirken, da sie mit wenigen Fugen auskommen. Das Verlegen auf Kreuzfuge mit dünnen Fugen schafft klare Linien, die Verwendung derselben Fliese für Wand und Boden eine einheitliche Optik.
Sascha Omerovic, Fliesenleger, Fliesenmeisterei Sascha Omerovic
Einige Wände sind in Graunuancen wie Grüngrau, Blaugrau und Braungrau gestrichen und setzen so Akzente. Dennoch bleibt ein Grundprinzip: Die Farben von Wänden und Böden sind zurückhaltend. Blickfänge sind auffällige Accessoires wie Decken, Kissen oder einzelne Möbelstücke. Ein weiteres Spiel mit Kontrasten setzt der Materialmix aus Holz und Stein: Laufwege wie Flure und Eingangsbereich wurden mit robusten Fliesen ausgestattet – die Wohnräume, wie Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer mit Landhausdielen. Zur Gemütlichkeit im gesamten Haus trägt ein gut geplantes Lichtkonzept bei.
» Landhausdielen sind belastbar, robust und klimaregulierend, gleichzeitig geben sie Wohnräumen ein warmes und modernes Erscheinungsbild. Die Auswahl an Farben, Mustern und Größen ist mittlerweile enorm.
Markus Lindenberg, Parkettlegermeister, Wilfried Husnik GmbH
In den abgehängten Decken wurden ausreichend Spots eingebaut, die in jedem Raum zentral dimmbar sind. Das heißt, der Dimmer ist in der Elektroverteilung verbaut und nicht in einem der Lichtschalter. So lässt sich das Licht in einem Raum von mehreren Lichtschaltern aus regulieren. Schaltbare Steckdosen lassen sich ebenso über Lichtschalter bedienen und erleichtern das An- und Ausschalten von Deckenflutern oder Stehlampen. Für den Hygge-Faktor sorgen einzelne Lichtquellen wie kleine Lampen auf Fensterbänken oder Teelichthalter an den Wänden, die über die Räume verteilt sind. Die alten Nachtspeicheröfen und der Kachelofen wichen einem modernen Pelletkessel mit Fußbodenheizung. Unterstützt wird die Heizung bei der Bereitstellung von Warmwasser und Raumwärme durch eine Solarthermieanlage auf dem Dach, mit der wir die Sonnenenergie nutzen – umweltverträglich und nahezu kostenlos. Eine Entscheidung, die wir nicht bereut haben. Obwohl die Solarthermieanlage aufgrund des Daches nicht ganz optimal in Richtung Sonne ausgerichtet ist, erzielen wir das ganze Jahr über einen hohen Ertrag. Per App lässt sich die Heizung regeln und meldet, wenn die Aschebox voll ist und geleert werden muss. Die Solarthermiefelder sind unauffällig ins Dach eingelassen und bündig mit den Dachziegeln.
Auch bei uns bewahrheitete sich die Prophezeiung: Wenn man bei einem älteren Haus an einer Stelle mit dem Sanieren beginnt, kann man eigentlich gleich alles neu machen. Weil die Wände bereits offen waren, wurde die gesamte Elektrik erneuert und ein lang gehegter Wunsch Realität: Ein Zentralstaubsauger wurde verbaut und erweist sich im Alltag als saubere und leichte Reinigungslösung. Neue Fußböden wurden verlegt und da von der alten Dachfläche durch Gauben, Anbauten und Solarthermiefelder ohnehin nicht mehr viel übrig war, kamen auch neue Dachziegel aufs Dach. Durch die Außendämmung wurde die gesamte Fassade erneuert. Eine kontrollierte Wohnraumbelüftung tauscht kontinuierlich die verbrauchte Raumluft gegen Frischluft aus und sorgt für ein ausgewogenes Raumklima.
» Bei Neubauten und sanierten Objekten ist die Gebäudehülle luftdicht auszuführen, um unter anderem Wärmeverluste zu minimieren und Bauschäden zu verhindern. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass nicht genügend Frischluft von außen ins Gebäudeinnere gelangt. Hier ist es erforderlich, den notwendigen oder auch gewünschten Luftwechsel durch ein Lüftungskonzept sicherzustellen. Dadurch wird zum Beispiel Überfeuchtung und Schimmelbildung verhindert und die Raumluft hat eine bessere Qualität.
Dipl.-Ing. Matthias Heller, Baufachliche Beratung
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, die Vergangenheit eines alten Hauses abzustreifen. Alte Heizrechnungen fanden wir im Schaltschrank, einen Holzschemel auf dem Dachboden und eine Werkbank im Keller. Erinnerungen, die wir teilweise bewahrt haben: Die Werkbank zog als Pflanzbank in den Garten, der Schemel leistet uns immer noch treue Dienste bei Arbeiten rund um Haus und Garten. Auch die ursprüngliche Architektur wollten wir nicht völlig verändern: Auf der Hausseite mit der Eingangstür lässt sich noch deutlich der ursprüngliche Baustil erkennen. Und auch ein anderes zentrales Element wurde modernisiert, blieb aber ansonsten weitgehend unverändert: die steile Treppe ins Obergeschoss.
» Holz als natürlicher und lebender Rohstoff bietet unzählige Möglichkeiten für individuelle Lösungen, die ideal in das Wohnumfeld passen.
Jürgen Meier, Tischler, Vollholz GbR
Wir fragen uns immer noch in manch stiller Minute, was wir anders machen würden, wenn wir neu gebaut hätten mit allen Möglichkeiten, die sich da eröffnen. Aber bei allen Träumereien: Wir schätzen den Charakter dieses alten Hauses mit seiner Geschichte und seinen ganz eigenen Gewohnheiten.
FÖRDERMÖGLICHKEITEN
Hausbesitzer profitieren beim Einsatz erneuerbarer Energien meist doppelt: von sinkenden Heizkosten und hohen Zuschüssen beispielsweise vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), dem Bafa oder der KfW. Eine Übersicht über die Fördermöglichkeiten gibt es unter www.erneuerbare-energien.de.
ERNEUERBARE ENERGIEN
Fossile Energieträger wie Erdöl, Kohle oder Erdgas werden immer knapper und damit teurer. Der Einsatz erneuerbarer Energien macht Hausbesitzer nicht nur unabhängig von Preisschwankungen der fossilen Rohstoffe, sondern setzt gleichzeitig ein Zeichen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Fotovoltaik und Solarthermie nutzen beide die Energie der Sonne – durch Fotovoltaikanlagen wird Strom erzeugt, Solarthermieanlagen erzeugen Wärme. Eine Alternative zur Sonnenenergie ist Windenergie, die in Form einer Windkraftanlage zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Auch Pelletheizungen und Wärmepumpen gehören zu regenerativen Energien. Eine Beratung von ausgewiesenen Experten erleichtert den Durchblick im Informationsdschungel: www.energie-effizienz-experten.de.
Text: Susanne Bührer