Im Gespräch mit Belit Onay

20. Juli 2020 / Im Gespräch

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Bild: LHH/S. Wolters

Seit dem 22. November letzten Jahres ist Belit Onay Oberbürgermeister von Hannover. Nach 73 Jahren SPD-Regierung ist mit ihm ein Politiker von Bündnis 90/Die Grünen Oberbürgermeister. radius/30 sprach mit Belit Onay über die Zusammenhänge von Wirtschaft und Ökologie, über die Mobilitätswende und was Basketball mit Gangster-Rap zu tun hat.

radius/30: Herr Onay, gab es in den letzten Wochen ein Gespräch, das sich nicht um Corona drehte?

Belit Onay: Im beruflichen Umfeld war Corona schon vorrangiges Thema. Das gilt auch für den privaten Bereich. Selbst im Gespräch mit meiner Ehefrau ist es ein ständiges Thema. 90 Prozent meiner Gespräche drehen sich tatsächlich um Corona. Corona rauf, Corona runter.

Wir können versuchen, das Thema zu umgehen, aber ganz wird uns das wohl nicht gelingen.

Onay: Nein, das wird schwer. Ich befürchte, das Corona-Virus wird uns als allgemeines Problem auch über das Jahr 2020 hinaus beschäftigen. Das bestätigen alle Analysen.

Mal angenommen Sie treffen den Oberbürgermeister von Berlin, der seine Stadt anpreist und suggeriert, Hannover wäre eher eine graue Maus. Was wäre Ihre Antwort?

Onay: Ich würde das Gespräch gleich mit einer Einladung verbinden und ihm unsere Stadt zeigen wollen. Hannover kann man zwar schön beschreiben, aber man muss die Stadt selber sehen und erleben. Hannover verbindet Urbanität mit attraktiven Grünflächen. Das ist eine perfekte Symbiose. Und das kann man auch sehr selbstbewusst zeigen. Überhaupt: Es geht auch beides. Ich persönlich kenne etliche Menschen, die zwischen beiden Städten pendeln und nicht auf die Vorzüge unserer schönen Landeshauptstadt verzichten müssen.

Und welche sind das?

Onay: Auf jeden Fall die kurzen Wege. Wir sind eine grüne Stadt und haben jetzt auch noch ein grünes Rathaus. Ich empfinde Hannover als eine sehr solidarische Stadt. Das merkt man gerade jetzt in diesen Zeiten. Und wir sind im Gegensatz zu Berlin eine sehr unaufgeregte Stadt. Das erfährt man nicht nur in politischen Debatten, sondern auch im Alltag, etwa bei der Fahrt zur Arbeit. Die Fahrradsituation ist hier um einiges besser. Darüber hinaus besitzen wir eine starke, sehr heterogene Wirtschaft. Für Familien gibt es viele attraktive Angebote. Beruf und Familie sind in Hannover viel besser zu vereinbaren als in vielen anderen Städten.

Wenn wir eine solch hervorragende Fahrradstadt sind, was muss dann noch verbessert werden? Und wie lassen sich wirtschaftliche Interessen mit Ihrem Ansinnen, autofrei zu werden, verbinden?

Onay: Fahrradverkehr dient nicht nur der Fortbewegung auf zwei Rädern. Es ist Teil eines verkehrlichen Gesamtgefüges. Es gibt viel Zustimmung zum Thema: weg vom Auto in der engen Innenstadt, hin zu mehr Radverkehr, mehr Fußverkehr, mehr ÖPNV und einer attraktiven Innenstadtgestaltung. Aber es gibt dazu berechtigte Fragen: vor allem zu wirtschaftlichen Konsequenzen für den Einzelhandel in der Innenstadt. Es geht um Existenzen. Die Konzepte müssen so gestaltet sein, dass der City-Bereich für die Kundinnen und Kunden noch attraktiver wird und der Zuspruch steigt. Wenn es um die autofreie Innenstadt geht, möchte ich die Diskussion mit der ganzen Stadtgesellschaft, mit ganz vielen Akteuren führen. Das ist nicht das Projekt von Oberbürgermeister Belit Onay, sondern ein längeres Stadtprojekt, das bis 2030 angedacht ist. Oder darüber hinaus.

Und welche Rolle bleibt dem Auto?

Onay: Die Frage sollte nicht sein, welche Rolle das Auto spielt, sondern welche Rolle Mobilität spielt. Wie komme ich klimafreundlich von A nach B? Wie komme ich so von A nach B, ohne dass ich viel Platz wegnehme? Dann sind wir ganz schnell beim Fahrrad als einem wichtigen Baustein, weil die hannoversche Struktur dieses hergibt. Wir besitzen ja bereits eine gute Infrastruktur. Wenn wir das Berliner Modell gegenüberstellen, sehen wir, dass Radverkehr vor allem attraktiv wird, wenn er sicher ist.

Interview: Bernd Schwope

Das vollständige Interview mit Belit Onay …

… lesen Sie in unserer aktuellen radius/30 Sommerausgabe. Darin unter anderem die Antwort auf die Frage, was Belit Onay mit Gangsta Rap verbindet und wie sein typischer Arbeitsalltag aussieht.

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