Lebenswerk: Albert Fischer

16. Januar 2023 / Wirtschaft

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Christian Kahle, Quelle: Oskar-Patzelt-Stiftung

Unsere neue Reihe „Lebenswerk“ eröffnet mit dem Bauunternehmer Albert Fischer aus Elze. Jüngst wurde Albert Fischer mit der Premium Ehrenplakette des bedeutendsten deutschen Wirtschaftspreises, dem „Großen Preis des Mittelstandes“, ausgezeichnet.

Wenn die Rede auf seine Lebensleistung kommt, wiegelt Albert Fischer erst Mal ab. „Ohne unsere Mitarbeiter wären wir nichts“, sagt Fischer mit dem Grundton der Überzeugung. „Von den zwanzig Männern der ersten Stunde sind nach über 30 Jahren alle, wenn sie nicht in Rente gegangen oder verstorben sind, in meinem Unternehmen dabei.“ Für Fischer ist es die Kernessenz eines Unternehmens, erfolgreich zu sein, „wie man mit Menschen umgeht. Der Wohlfühlfaktor ist wichtig und ein hohes Gut für mich.“

Kein Aprilscherz: Gegründet hat Albert Fischer sein Unternehmen am 1. April 1990. „Auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, bin ich eher gezwungenermaßen gekommen“, erinnert sich Fischer. In seiner vorherigen Firma, in der er als technischer Leiter arbeitete, wurde Fischer nicht glücklich. Dann las er eine kleine Anzeige in der „Allgemeinen Bauzeitung“. Eine Baufirma im mittleren Weserbergland suchte einen Käufer. Fischer griff sofort zum Telefon, sprach mit dem Chef persönlich, dem gleich auffiel, dass sich der Anrufer außerordentlich gut in der Branche auskannte. Die beiden kamen ins Geschäft. „Das war natürlich ein Risiko“, erzählt Fischer, „aber da ich schon bei der deutschen Bahn bekannt war, war es nicht so schwer, Aufträge von dort zu erhalten.“ Mit 20 Mitarbeitern und dem kleinen Maschinenpark der gekauften Firma fing Fischer an. „12 Mitarbeiter kamen von meiner vorherigen Firma, die mit mir wechselten. Die anderen Acht kamen aus der Firma, die ich gekauft hatte. Dann suchte ich mir ein Büro in Elze, musste aber die Geschäfte für das erste viertel Jahr noch aus der Garage führen“, erinnert sich Fischer. Seit 1995 hat das Unternehmen seine Firmenzentrale in Elze. Hier sind Verwaltung, Technik, Bauleitung, Bauhof und Werkstatt beheimatet. In den kommenden Jahren erfolgte der Ausbau des Bauhofs auf 15.000 qm. War am Anfang noch die Deutsche Bahn AG fast alleiniger Auftraggeber, expandierte die Albert Fischer GmbH vermehrt in den Geschäftsfeldern Hoch-, Tief- und Eisenbahnbau. Später kam noch die Tochterfirma Albert Fischer Hausbau hinzu. 

Mittlerweile sind 320 Mitarbeitende, 15 Azubis, 20 Praktikanten und Werkstudenten für das Unternehmen tätig. Es bietet vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten an, Unternehmenszugehörigkeit wird mit Prämien vergütet und freie Arbeitszeiteinteilung ist eine Selbstverständlichkeit. Neben der Mitarbeiterzufriedenheit sieht Albert Fischer Vielseitigkeit als eines der großen Vorteile seines Unternehmens: „Vom Pflastern eines Hofes bis zum Eigenheim über einen Hallenbau bis zur Fertigstellung einer großen Brücke können wir alles bauen.“ Auf ein Erfolgsmodell nach Schablone F zu setzen wäre Fischer aber zu einfach. Innovativ bleiben, Probleme neu analysieren, Ideen liefern: So generiert Fischer bis heute immer wieder neue Aufträge. „Ich habe mir schon bei der Vorgängerfirma Aufträge mit neuen Ideen geholt. Das ist bis heute mein Erfolg: Ich denke mir oft eine bessere Lösung aus als die ausgeschriebene Lösung. Damit bekommen wir auch wirtschaftlich sinnvolle Aufträge.“ 

Dabei verfügt das Unternehmen über eine hauseigene Architekturabteilung mit hochqualifizierten Ingenieuren und Bauchfachleuten – damit unterscheidet sich die Albert Fischer GmbH von anderen Unternehmungen der Branche. Sie kann ihren Kunden somit Entwürfe und Planungen einschließlich einer 3D-Visualisierung anbieten. 

Einer von vielen Gründen, Albert Fischer mit dem „Großen Preis des Mittelstands“ (und dem „Ehrenring der Stadt Elze“) auszuzeichnen, ist zudem sein außerordentlich soziales und gesellschaftliches Engagement. Fischer engagiert sich für die Integration von Flüchtlingen und Langzeitarbeitslosen in seinem Betrieb. 2015 wurde ein Gebäude für ältere bzw. pflegebedürftige Menschen gebaut und ein Gebäude als Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Zudem unterstützt das Unternehmen Vereine in der Region. Besonders stolz ist Albert Fischer auf seine Tätigkeit als Leiter eines Musikzuges. „Seit ich 27 Jahre alt bin, dirigiere ich diesen Musikzug. Seitdem habe ich wohl über 300 Musiker ausgebildet“, sagt Fischer. Ein weiteres großes Hobby ist die Gartenarbeit. „Wir leben weitestgehend vom selbst angebauten Gemüse. Deswegen geht es mir gesundheitlich auch so gut“, sagt Fischer, der immer noch jeden Tag in seiner Firma verbringt. Auf die Frage des Interviewers, dass es wohl das Schicksal von Unternehmern ist, das Wort Rente nicht zu kennen, entgegnet Fischer: „Da kann ich nur sagen, was ich allen Mitarbeitern in dem Zusammenhang sage: Warum soll ich mir den Spaß verderben? Ich arbeite so gerne hier und habe so viele nette Leute um mich herum, warum sollte ich da nicht weiterarbeiten?“. 

Text: Bernd Schwope

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