APPETIT AUF OSTERN

13. April 2017 / Aktuell

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Autor: Gottfried A. Bührer

Ostereier Anfang März? Warum nicht? Und gefärbte Eier im September? Die nennt man dann großzügig „Vesper-Eier“. Ostereier, auch aus Schokolade, wann immer man will?

Wenn sich Ostern darin erschöpfen würde, dass wir Ostereier selbst vertilgen oder anderen verschenken, dann: armes Osterfest! Oder: arme Ostereier-Esser?

Aber ansonsten wäre es entgegen dem ersten Anschein vielleicht gar nicht so deplatziert, Ostereier auch unterm Jahr zu essen. Denn Ostereier erinnern (natürlich) an Ostern. Und Christen erinnern sich an jedem Sonntag an jenes erste Ostern, an Jesu Auferweckung vom Tod – auch wenn sie sich dabei nicht jedes Mal ein Osterei auf der Zunge zergehen lassen. So gesehen könnte es schon Sinn machen, sich auch unterm Jahr ab und an ein „Osterei“ zu gönnen und damit dem Leben, das sich durchsetzen will und das nicht totzukriegen ist, auf den Geschmack zu kommen.

In den biblischen Oster-Erzählungen ist von Ostereiern nichts zu lesen, diese kamen seit dem 12. Jahrhundert auf als Symbol für „neues Leben“ und „Leben, das dem Tod trotzt“. Ähnlich versinnbildlicht der Osterhase seit dem 17. Jahrhundert als sprichwörtlich fruchtbare Tierart „neues Leben“. Anders beim Oster-Lamm. In der Art, wie Jesus den Tod am Kreuz auf sich nahm, wird er in der Bibel mit einem Lamm verglichen: wehrlos, bereit, sich zum Sündenbock machen zu lassen und dabei Gottes Liebe zu all seinen Geschöpfen nicht zu verraten.

Das ist das Geheimnis: Ostern gibt es nicht ohne Karfreitag – und umgekehrt. Das Leben gibt es nicht ohne das Leiden – und umgekehrt. Wer sich dem Leiden im Leben stellt und es aushält, dem Leiden Jesu wie dem Leiden in unserer engeren oder weiteren Umgebung, dem wird sich aus dem Leiden ein neuer Zugang zum Leben eröffnen: eine neue Einstellung zum Wert des Lebens, zu dem, was wichtig und unwichtig ist, zu Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. So ähnlich wie bei einem Osterei: Die bunte Bemalung illustriert das Schöne in dieser Welt, auch wenn es in ihr oft noch so hässlich zugehen mag. Oder bei einem Schoko-Ei: Wenn man es isst, entsteht aus dem Bitteren des Kakaos das Süße der Füllung und man wird überrascht von etwas Gutem, etwas Erfreulichem, dem Geschmack von Freude, Leben, Glück.

Also: Guten Appetit – auf Ostern und aufs Leben!

 

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