mediengut – ein Ladengeschäft als neues Büro

22. Juli 2021 / Bauen und Wohnen

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Das Haus blickt auf eine lange Historie zurück: Es wurde Anfang 1900 gebaut. Viele ältere Bothfelder kennen das Ladengeschäft noch als Haushaltswarenladen.

Ein kleines ehemaliges Ladengeschäft hinter einer roten Backsteinfassade – hier sind seit Anfang des Jahres die neuen Geschäftsräume der radius/30 Redaktion und der Agentur mediengut.

Einige Monate ist es her, als Lars Schwarzer, Geschäftsführer der Agentur mediengut und Herausgeber von radius/30, eine Entdeckung machte, die eine große Veränderung nach sich zog: Auf seinem Heimweg sah er durch Zufall in einem kleinen Ladengeschäft ein auffallendes Schild mit dem Hinweis „Zu vermieten“. „Das könnte etwas für uns sein“, dachte er spontan. Die Idee war geboren, der Kontakt zur Vermieterin schnell hergestellt und auch die erste Besichtigung verlief positiv. „Mir war klar, dass die Räume in dem Zustand, in dem sie waren, noch einige Arbeit bedeuten würden, bis darin ein normaler Bürobetrieb möglich würde“, erzählt er seine ersten Eindrücke. „Aber der Laden hat Charme und durch seine Lage und die großen Fensterflächen natürlich auch eine deutlich höhere Sichtbarkeit als die Büroräume, in denen wir vorher waren und die in einem eher nüchternen Gebäudekomplex lagen.“

Entwurf von Office 360.
Ausgangssituation und Umbauphase.

25 Jahre alt ist die Agentur mediengut im Jahr 2020 geworden – gegründet von Peter Gebertshan als Gebertshan Satz und Repro GmbH. Der Zusatz „Satz und Repro“ verweist auf die fachlichen Schwerpunkte: typografische Satzarbeiten und aufwendige Bildbearbeitung für Printprodukte – die sogenannte Reinzeichnung –, Farbmanagement und Kontrolle der technischen Richtigkeit der Dokumente, die dann in die Druckerei gehen und „reproduziert“ werden. Im Laufe der Jahre wurde das Tätigkeitsfeld breiter, kreative Aufgaben kamen dazu. Es folgte die Umbenennung in „mediengut“. Größere Veränderungen brachte auch Corona: Die Nachfrage nach digitalen Leistungen wie die Betreuung von Firmenblogs und Social-Media-Accounts steigt. Die Mitarbeiterinnen saßen im Homeoffice, ihre Büros standen überwiegend leer. „Irgendwann kommt man zu dem Entschluss, dass die großen Büroflächen nicht mehr notwendig sind, und besinnt sich auf minimalistische Lösungen. Der Trend geht quasi zum Tiny-Büro“, begründet Lars Schwarzer seinen Entschluss zum Umzug mit einem Augenzwinkern. „Der Hauptvorteil ist aber natürlich die bessere Sichtbarkeit und öffentliche Präsenz der Redaktion. Die Menschen finden uns leicht. Die Hemmschwelle, hier hereinzukommen, ist gering. Man sieht uns ja bereits von außen hier sitzen.“

Das Ergebnis mit neuer Küche und umgesetztem Farbkonzept.

Der Ausbau beginnt

Der Mietvertrag für den kleinen Laden war bald unterschrieben, die Umbaumaßnahmen konnten beginnen. Doch die Suche nach Handwerkern gestaltete sich schwierig. Also wurde kurzerhand selbst angepackt. Die gesamte Netzwerkverkabelung und Stromversorgung wurden erneuert. Smartes Licht und Automationslösungen sorgen für Sicherheit und Komfort. Für einen neuen Heizkörper leistete das „Team Umbau“ alle Vorarbeiten und verstärkte die Wand zur Toilette mit Rigipsplatten. In dem kleinen Bad brachten sie ein neues platzsparendes Waschbecken mit Unterschrank an und verkleideten den Spülkasten der neuen Toilette mit Holz. Mit demselben Material wurde die Decke mit einer Individualkonstruktion abgehängt. Eine Warmwasserleitung wurde in die Toilette und in die Küche gelegt, um den Boiler zu ersetzen.

Deckensegel und Sitzmöglichkeiten im Schaufensterbereich sind aktuell noch nicht umgesetzt.

Auch die Wände wurden verändert, denn drei unterschiedliche Wandmaterialien – Raufaser- und Glasfasertapete und Putz – erschwerten das Streichen. Um eine einheitliche Ausgangssituation zu schaffen, wurden die Wände kurzerhand mit Vliestapeten bedeckt und gestrichen. Dann ging es an die Inneneinrichtung.

mediengut
Oben: Es entstand ein Arbeitsbereich mit zwei höhenverstellbaren Schreibtischen. Unten von links: Angela Balle (auf dem Gerüst) und Susanne Bührer bringen die Vliestapete an die Wände. Unten Mitte: Im Haushaltswarenladen waren über der Falltür Regale angebracht. Rechts: Lars Schwarzer übernimmt den Einzug des Proofgeräts.

„Die spannende Frage war für uns, wie die relativ kleine Ladenfläche den Anforderungen eines Büroalltags gerecht werden kann. Wie wir ungestört arbeiten können, auch wenn sich mehrere Personen im Raum aufhalten. Und wie wir nach außen Sichtschutz bekommen, ohne verschlossen zu wirken. Dazu haben wir uns Unterstützung von Büro- und Objekteinrichter Office 360 geholt, die uns nach unseren Wünschen und einer ausgiebigen Beratung eine Gestaltung entworfen haben, an der wir uns bei der Umsetzung orientieren konnten“, erzählt Lars Schwarzer. Die Grundstruktur unterteilt den Raum in einzelne Bereiche: einen Arbeitsbereich mit zwei höhenverstellbaren Schreibtischen und einem Schrank. Der Drucker wurde harmonisch ins Gesamtkonzept integriert. Daneben ein Besprechungsbereich mit großem Tisch und einer Teeküche mit Spülmaschine und Kühlschrank. Pflanzen, eine stimmige Deko und wohnliche Lichtquellen erzeugen eine Wohlfühlatmosphäre. „Der Trend geht im Moment dahin, dass der Arbeitsbereich bei aller Funktionalität und den ergonomischen Anforderungen wohnlicher werden darf. Wir verbringen so viel Zeit am Arbeitsplatz – je wohler man sich dort fühlt, desto leichter fallen einem Produktivität und Kreativität“, erläutert Marianne Sörensen von Office 360 das Konzept. Gleichzeitig dienen Tageslichtlampen und zwei Spots, die das Logo an der Wand anstrahlen, als Lichtquellen über den Arbeitsplätzen, um insbesondere in der dunklen Jahreszeit ein angenehmes Arbeiten zu ermöglichen. Was aus der Planung noch nicht umgesetzt wurde, sind Raumteiler und Deckensegel über den Schreibtischen, die für noch mehr Struktur sorgen.

Farbkonzept und Sonnenschutz

Das Farbkonzept umfasst kühle Farben, die aber dennoch einladend wirken. Zwei Blau-Töne kamen für die Wandfarbe in die engere Wahl. „Beide Farbtöne waren sehr schön und passten gut. Einer ging eher in die Farbwelt der grauen Töne, der andere in die Richtung der blauen Farbtöne“, erklärt Annabel Droste, bei Office 360 zuständig für Bürokonzeption und ‑planung. Da die Farben Schwarz, Weiß und Grauabstufungen vorherrschend waren, fiel die Wahl auf den Farbton aus der Farbwelt der grauen Farbtöne. Eine Herausforderung stellte die Lichtsituation dar: Die Sonne scheint ab mittags direkt durch die beiden großen Schaufenster und den gläsernen Eingang. Lichteinfall und Wärmeentwicklung sind damit beträchtlich. Die Lösung sind große Rollos von innen und eine neue Markise von außen.

Schwerstarbeit: Beim Einbau der 120 kg schweren neuen Markise waren Muskelkraft und Teamwork gefragt.

Seit Umbau und Einzug von mediengut in die neuen Räumlichkeiten ist inzwischen ein halbes Jahr vergangen. „Die Renovierung war anstrengend, aber auch eine spannende Zeit. Wir lernten sprichwörtlich jeden Winkel des Ladens kennen und tauchten gefühlt auch in seine Historie ein. Einige Details erinnern noch an sein früheres Leben in den 20er- und 30er-Jahren als Laden für Haushaltswaren. Diese Ladenfläche ist eigenwillig, aber sie passt besser zu uns als eine neutrale Bürofläche. Wir fühlen uns hier wohl“, resümiert Lars Schwarzer. 

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