
Text: Johanna Ritter
Eine Auszeit vom Alltag ist oftmals notwendig. Doch nicht immer reicht die Zeit für einen Urlaub. Dem kann Abhilfe geschaffen werden. Der Kurort Bad Nenndorf liegt als sehenswürdiges Naherholungsziel in greifbarer Nähe. Hier ist es möglich, die Seele baumeln zu lassen, neue Energie zu tanken und ganz nebenbei auch noch einiges über die Geschichte des Staatsbades zu erfahren.
Doch bevor wir uns der nahen Zukunft widmen, schlendern wir eine kurze Weile in der Vergangenheit dieses einstmals kleinen Ortes herum. Schon im Jahr 936 n. Chr. trat der Name Bad Nenndorf, damals „Nianthorpe“, in Erwähnung. Bei diesem handelte es sich um eine kleine Bauernsiedlung in Hanglage des nördlichen Deisters, in deren Umgebung schlecht riechende Quellen zu finden waren, denen der Name „Dübelsdreck“, also Teufelsdreck, gegeben wurde.
Es sollten noch Jahrhunderte ins Land gehen, bis diese Quellen ihre wahre Bestimmung fanden. Mitte des 18. Jahrhunderts erkannte die Bevölkerung, dass das Wasser, welches aus den Quellen nach oben stieg, einen hohen Schwefelgehalt hatte und es fand Verwendung gegen allerlei Krankheiten. Doch erst der Besuch eines berühmten Berliner Arztes und des Leibarztes von König Georg II. von Hannover brachte die Forschungen betreffend einer möglichen Heilwirkung der Quellen auf den zielführenden Pfad. Hiervon bekam auch Landesherr Wilhelm IX. von Hessen-Kassel Wind und kaufte dem Bauern, auf dessen Grundstück die schwefelhaltigen Quellen entsprangen, diese ab. Ein Stollen zur Wasserableitung und eine Trinkhalle wurden errichtet, ein Holzschuppen diente als Badehaus. Der Ort mutierte zum Staatsbad. Es folgte die Errichtung diverser Bauwerke. Ein Kurhaus und ein Logierhaus mussten zwingend her. Denn wo sonst sollten die künftigen Kurgäste untergebracht werden? Weitere Badehäuser wurden gebaut. Der barocke Kurpark nahm Formen an. Heimische und fremdländische Pflanzen und Gehölze wurden miteinander kombiniert. Auch Süntelbuchen wurden gepflanzt.
Präsenz erlangte diese seltene Baumart erst im Jahr 1930, als im Bad Nenndorfer Kurpark eine Allee aus Süntelbuchen gepflanzt wurde, welche über 300 Meter lang und damit die größte ihrer Art in Deutschland ist.
Der Name dieses Baumes geht zurück auf sein einstiges Vorkommen im Süntel, einem Höhenzug des Calenberger Berglandes, der nordwestlich von Bad Nenndorf zu finden ist. Eben dieser Teil des Weserberglandes war bis Mitte des 19. Jahrhunderts der größte Süntelbuchenwald Europas. In ihm stand die bekannteste Süntelbuche Deutschlands, die „Tilly-Buche“, mit einem Kronendurchmesser von 25 und einem Stammumfang von 5,40 Metern. Von Sämlingen dieses Baumes, der im Lebensalter von 255 Jahren durch Pilzbefall zusammenbrach, entstammt die Süntelbuchenallee des Kurparks Bad Nenndorf.
Doch was ist nun das Besondere an diesen Bäumen? Sie wachsen statt in die Höhe in die Breite. Äste und Zweige bilden Zickzackarme und Schlaufen. Die Baumkrone bleibt flach und wirkt zeltähnlich. Dieses seltsame Erscheinungsbild brachte den Bäumen bereits vor Jahrhunderten Namen wie Krüppelbuche oder Teufelsholz ein. Da die Süntelbuche kaum einen ganzen Meter in gerader Form wächst, war ihr Holz für Waldbesitzer der Vergangenheit nutzlos. Es ließ sich weder gut stapeln noch war es als Bauholz geeignet. Einer Sage nach soll ein Riese, der auf einer Hochebene im Süntel im Erdreich versank, für diese bizarre Wuchsform verantwortlich gewesen sein. Denn bevor er seine letzte Kraft im Todeskampf verlor, gab er die Wildheit seines ganzen Lebens an einen Sämling weiter, der in Folge aus dem Herzen des Riesen als erste Süntelbuche emporwuchs.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Staatsbad stetig weiter. Es pulsierte mit der Zeit. Aus dem barocken Kurpark wurde ein weitläufiger Landschaftspark, in dem Prominenz von nah und fern gerne lustwandelte. Und damit die Seele noch mehr baumeln konnte, wurden Kurkonzerte ins Leben gerufen. Alle Zeichen standen auf „Grün“. Bad Nenndorf war landesweit im Gespräch und genoss großen Besucherzustrom. Einen gewaltigen Einschnitt stellte der Zweite Weltkrieg dar, der auch den Kurgarten in schadhaften Zustand versetzte. Ärmelhochkrempeln war also angesagt, damit der Park wieder in neuem Glanz erstrahlen konnte.
Dieses Ärmelhochkrempeln ist auch dieser Tage wieder das Motto, nach dem sich die Uhren in Bad Nenndorf drehen. Schließlich steht vom 29. April bis zum 18. Oktober 2026 die Landesgartenschau (LaGa) auf dem Plan, zu der noch viele Projekte in die Tat umgesetzt werden wollen.
Eines dieser Projekte werden Erlebniswald und Erlebniswiese sein. Diese geschaffenen Naturoasen sollen sechs Stationen beheimaten, rund um die Themenkomplexe Spielen, Bewegung, Lernen und Erholung. Um „Learning by Doing“ geht es im „Bunten Klassenzimmer“. Hier steht die Erkundung der Natur im Vordergrund. Denn wer möchte nicht einmal zum Naturentdecker werden, der Vielfalt des Lebensraumes Natur durch einen Erlebnisspaziergang näherkommen oder an einem spannenden Workshop oder Projekttag mit Garantie zum Staunen teilnehmen? Es ist eine Wunderwerkstatt im Freien für Klein und Groß, um ein nachhaltiges Bewusstsein für die Natur zu entwickeln und zu fördern. Der Umwelt zuliebe mit einem achtsamen und weitreichenden Blick in die Zukunft.
Die LaGa wird für Besuchende ein Fest für die Wahrnehmung werden. Die fünf Sinne „Sehen, Fühlen, Riechen, Tasten und Schmecken“ werden voll auf ihre Kosten kommen. Es wird ein Augenschmaus, denn Bad Nenndorf wird im wahrsten Sinne des Wortes „aufblühen“. Gärten und Schauflächen laden zum Spazieren und Staunen ein. Die Liegewiese bietet Entspannung mit Blick auf einen neuangelegten Teich. Wer literarisch unterwegs ist, den wird es in den Lesegarten unter schattenspendende Bäume ziehen. Wem der Sinn nach Waldbaden steht, für den geht es über eine Steganlage zu den Baumwipfeln des Galenberges. So wird das Eintauchen in die Natur über einen Rundweg in luftiger Höhe zum Naturerlebnis werden. Vieles wird im Zuge der LaGa angeschoben, Neues aus den Angeln gehoben und Etliches davon wird dem Kurort Bad Nenndorf auch in Zukunft erhalten bleiben. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehen Hand in Hand.
Obwohl bis zur Eröffnung der LaGa für Planende und Ausführende noch etliche arbeitsintensive Monate verstreichen werden, konnten Interessierte sich bereits in diesem Frühjahr einen Überblick über das Kommende verschaffen. Auf einer Messe in der Bad Nenndorfer Wandelhalle gewährten Veranstalter der LaGA sowie beteiligte Institutionen, Vereine und Initiativen Einblick in ihre Arbeit. Diese eintägige Veranstaltung traf einerseits auf großes Interesse und brachte andererseits Messebesuchende dazu, ihre ehrenamtliche Hilfe für dieses Event anzubieten, was seitens des Planungsteams auf große Freude stieß.
„Das Veranstaltungsprogramm für die Landesgartenschau wird im Sommer 2025 fertig sein und dann auch gleich kommuniziert“, verrät die Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Andrea Göttling. Der Verkauf der Dauerkarten ist bereits gestartet, Tagestickets werden rechtzeitig vor Weihnachten erhältlich sein, berichtet sie weiter. Damit die Wartezeit nicht zu lang wird, gibt es bereits jetzt etwas Musikalisches auf die Ohren. So komponierte die Band „Bad Nenndorf Boys – der Ska Punk Institution aus dem Landkreis Schaumburg, das offizielle LaGa-Lied. Unter dem Titel „Wir sind alle Bad Nenndorf“ ist es auf bekannten Musik-Streaming-Diensten abrufbar.