Im Gespräch mit Dr. Andreas und Daniel Sennheiser

03. August 2020 / Im Gespräch

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Daniel (links) und sein Bruder Dr. Andreas Sennheiser. (Bild: Sennheiser electronic)

Der erste Interviewtermin im März musste aufgrund des Lockdowns verlegt werden. Nun traf radius/30 im Firmensitz in Wennebostel/Wedemark auf die beiden Geschäftsführer von Sennheiser electronic, Dr. Andreas Sennheiser und Daniel Sennheiser – ein Gespräch über 75 Jahre fortwährender Innovation, die Hoffnung in der Krise und warum die Chance groß ist, mit Mitarbeitern eine Musikband zu gründen.

radius/30: Ich habe Ihnen zum 75. Sennheiser-Geburtstag eine Vinyl-Single als Gastgeschenk mitgebracht. Es handelt sich um eine Kunstkopf-Aufnahme aus dem Hause Sennheiser aus den Siebzigern; ein Hörspiel namens „Erforschung von Simeon 2“. Ist Ihnen das bekannt?

Dr. Andreas Sennheiser: Oh ja, das haben wir als Kinder gerne gehört – natürlich mit Kopfhörern. Vielen Dank!


radius/30: Meine Einstiegsfrage ist mir gerade auf dem Weg hierher eingefallen. Es ist nicht die typische Einstiegsfrage, dennoch würde ich sie gerne stellen. Glauben Sie, dass Sie als Mikrofon- und Kopfhörerhersteller in der Elektronikbranche per se innovativer sind als – sagen wir mal – ein Zwieback-Hersteller? Bei diesem ist das Produkt im Wesentlichen gleich, nur die Verpackung ändert sich.

Andreas Sennheiser: Für mich stellt sich von Kundenseite betrachtet eher die Frage, wie viel Innovation in der Anwendung von Produkten steckt. Wenn wir auf die Anwendung von Zwieback schauen, hat sich dies aus biologischen Gründen seit 100 Jahren nicht geändert. Zwieback wird immer noch gegessen. Der Innovationscharakter ist wahrscheinlich eher gering. Bei unseren Produkten führen immer neue Anwendungen zu Innovationen. Um noch mal auf das Beispiel mit dem Zwieback zurückzukommen: Ich glaube, wenn sich auf Kundenseite das Verhalten nicht ändert, wird sich auch das Produkt nicht ändern.

radius/30: Also sind Sie doch innovativer als Zwieback-Unternehmen?

Andreas Sennheiser: Die Frage ist doch, ob das Unternehmen innovativ ist oder die Mitarbeiter? In technologisch geprägten Unternehmen profitieren wir insbesondere von neugierigen, wachen und auch von manchmal verrückten Mitarbeitern. Und das führt zu Innovation.

Daniel Sennheiser: Deshalb finden wir es wichtig, den Rahmen zu schaffen, um Innovation möglich zu machen. Denn im Wesentlichen sind unsere Mitarbeiter innovativ.

radius/30: Haben dies Ihr Großvater und Vater auch so gesehen? Ist diese Philosophie immer Teil der Sennheiser-DNA gewesen, vielleicht schon bei der Gründung kurz nach Kriegsende 1945?

Andreas Sennheiser: Damals hat die Situation den Rahmen für Innovation geschaffen. Innovation entsteht immer dann, wenn ein Problem existiert. Wo kein Problem ist, da ist auch wenig Fortschritt. Damals musste alles neu aufgebaut werden. Es musste mit großen Schritten vorangehen und dem Mindset der Mitarbeiter entsprechen. Wenn es nichts mehr gibt, kann man an fast allem arbeiten. In einer stark gesättigten Consumer-Welt sind die
Probleme sicherlich nicht mehr derart grundlegender Art, wie sie nach dem Krieg waren. Nun gilt es, Anwendungen und Prozesse bequemer und einfacher zu gestalten. Ein ganz großer Fortschritt der Menschheit liegt nämlich in der Arbeitserleichterung. Wir wollen mit Produkten interagieren, die uns das Leben leichter machen. Wenn das passiert, dann werden Produkte erfolgreich.

radius/30: Womit wir dann direkt bei der Digitalisierung sind?

Daniel Sennheiser: Ob das große Versprechen am Ende von der Digitalisierung eingelöst wird, ist noch eine andere Frage. Unser Leben ist objektiv betrachtet in viele Teile zergliedert. Ein Beispiel: Wir brauchen keine Tonträger mehr, sondern können streamen. Alles ist überall sofort verfügbar. Das macht in der Summe unser Leben trotzdem nicht leichter.Das ist ja das Verrückte. Die einzelnen Schritte werden einfacher. Aber es gab noch nie so viele Menschen, die sich so gestresst und unter Druck gefühlt haben wie heute. Das Leben hat sich beschleunigt. Hier können wir als Unternehmen, das auf Klangqualität setzt und sich auf die leisen Töne besinnt, einen Gegenbeitrag leisten. Das kann über eine App sein, die meditieren hilft, oder über eine App, die mich in Corona-Zeiten virtuell verbindet.

Interview: Bernd Schwope

Das vollständige Interview mit Dr. Andreas und Daniel Sennheiser …

… lesen Sie in unserer aktuellen radius/30 Sommerausgabe. Darin unter anderem die Antworten auf die Fragen, ob bei Bewerbungen auf die Musikalität der Bewerber geachtet wird und wie sich die Brüder einigen, wenn sie nicht einer Meinung sind.

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