Im Gespräch mit Dr. Susanna Zapreva, enercity AG

15. Januar 2021 / Magazin

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Bild: enercity

Seit 2016 bekleidet die gebürtige Wienerin Dr. Susanna Zapreva den Posten der Vorstandsvorsitzenden der enercity AG. Mit Erfolg. Ihr Vertrag wurde im Sommer 2020 bis 2026 verlängert. Wie stellt sich die Energiebranche den digitalen Herausforderungen, was hat enercity mit Kulturförderung zu tun und haben Wiener und Hannoveraner ein Mentalitätsproblem? Wir trafen Dr. Zapreva kurz nach dem Beginn des „Lockdown light“ im virtuellen Zoom-Interview.

radius/30: Wie würden Sie einem Laien beschreiben, was enercity ist und wo die Schwerpunkte des Unternehmens liegen? Wie hat sich das Unternehmen entwickelt und wie steht es heute da?

Dr. Susanna Zapreva: Das ist ja jetzt die richtige Frage zum Beginn.

Nun, Sie dürfen gerne ausholen.

Wenn ich das jemandem beschreiben sollte, der es nicht kennt: enercity ist ein Unternehmen, das sich um alle Themen rund um Energie und Wasser kümmert. Das sind etwa Themen wie erneuerbare Energien wie Photovoltaik, Ladesäulen fürs Auto, Klimaanlage oder Heizung. Alles, was irgendwie an Energie erinnert, das ist enercity. Wir versuchen, dabei zwei wesentliche Komponenten zu beachten: Das eine ist Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und effizienter Umgang mit Ressourcen. Auf der anderen Seite versuchen wir dies so zu gestalten, dass die Menschen sich wohlfühlen und zufrieden sind.

„Alles, was irgendwie an Energie erinnert, das ist enercity.“


Mein Vater hat immer gesagt: Der Strom, der kommt doch aus der Steckdose. So einfach ist es aber doch nicht. Die Versorgung mit Energie ist diffiziler geworden. Oder?

Wir kommen aus einer Welt, in der wir nur Strom, Gas und Wasser geliefert haben. Jetzt hat sich durch die Energiewende in Deutschland und auch durch die Digitalisierung die Welt stark verändert. Die Menschen interessieren sich mehr für nachhaltige Energien und Energieeffizienz. Auch wir haben in den letzten Jahren den Prozess vorangetrieben, die Menschen, unsere Kunden, auf diesem Weg zu begleiten. Wir wollen ihnen helfen, ihre Wohnungen mit erneuerbaren Energien und mit energieeffizienten Technologien auszugestalten. Damit wollen wir unsere Kunden begeistern.

enercity betreibt das Heizkraftwerk in Linden. Die „Drei warmen Brüder“ sind das heimliche Wahrzeichen Lindens. Bild: enercity

Wenn ich das richtig verstanden habe: Sie liefern nicht nur Strom, sondern auch Konzepte, wie etwa Kunden, die ein Haus gebaut haben, dieses energieeffizient gestalten können. Ist das nicht kontraproduktiv – Sie wollen doch mehr und nicht weniger Strom verkaufen?

Wir verkaufen nicht mehr nur Strom. Der Strom ist ein Nebenprodukt, das mitgeht. Aber unser Geschäftsmodell ist es, mit nachhaltigem Energieeinsatz das Leben der Menschen einfacher zu gestalten. Unsere Mission im Unternehmen ist, unseren Erfolg aus dem Erfolg der Kunden zu definieren. Wenn unsere Kunden zufrieden und erfolgreich sind, sind wir es auch. Das bedeutet, wenn unsere Kunden erfolgreicher und zufriedener sind, weil sie weniger Energie verbrauchen und bezahlen, dann sind wir es auch.

Sind Sie ursächlich nach Hannover gekommen, um in Sachen Energiewende neue Impulse zu setzen?

Ich bin ja schon lange in der Energiebranche tätig; vorher in Wien, jetzt in Hannover. Ich würde schon sagen: Das ist ein Gedanke, der mich immer geleitet hat. Dazu noch der Gedanke, dass ich in einem Dienstleistungssektor tätig bin. Und im Dienstleistungssektor muss man dienen.

„Wir versuchen, uns so schnell zu verändern, wie sich unsere Gesellschaft verändert.“


Sie müssen Entscheidungen in einem sich schnell drehenden Markt treffen. Wie sehen Sie die Herausforderungen für die Zukunft in Ihrer Branche? Stichpunkte: Transformation, Energiewende, Digitalisierung?

Das ist ein Thema, das unterschiedliche Gruppierungen betrifft. Auf der einen Seite stehen unsere Kunden, die unterschiedliche Wünsche haben. Auf der anderen gibt es politische Rahmenbedingungen, in denen wir uns bewegen. Und dann gibt es noch die Belegschaft, die alles dafür tut, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Ich finde, wir haben in den letzten Jahren viel erreicht. Seit 2018 versorgen wir die Menschen in Hannover ausschließlich mit Ökostrom. Von uns bekommt man kein anderes Stromprodukt mehr. Im Moment beschäftigen wir uns sehr intensiv damit, auch Wärme ökologisch und erneuerbarer zu gestalten. Wir wollen auch unser letztes verbliebenes Kohlekraftwerk vom Netz nehmen und auf erneuerbare Energie umstellen. Das beschäftigt uns aktuell sehr.

Natürlich ist das Thema Digitalisierung immer wichtiger. Wir haben unter unseren Kunden unterschiedliche Generationen mit unterschiedlichen Zugängen zu diesem Thema. Die jüngere Zielgruppe ist mit digitalen Medien aufgewachsen und erledigt alles ausschließlich digital. Die älteren Menschen wollen lieber, dass jemand persönlich vorbeikommt. Natürlich haben wir eine Verpflichtung gegenüber unseren treuen Kunden, die uns über all die Jahre treu geblieben sind. Auf der anderen Seite dürfen wir aber den Anschluss an die junge digitale Generation nicht verlieren. Denen müssen wir auch etwas bieten, damit sie zufriedene Kunden sind. Diesen Spagat versuchen wir tagein, tagaus bestmöglich zu gestalten.

Interview: Bernd Schwope

Das vollständige Interview mit Dr. Susanna Zapreva …

… lesen Sie in unserer aktuellen radius/30 Winterausgabe. Darin unter anderem die Antworten auf die Fragen, was der erste Berufswunsch war, wie die kulturellen Unterschiede zwischen Wienern und Hannoveranern sind und was Susanna Zapreva mit Musik verbindet.

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