CREATIVE FACE(T)S – Kulturbranche in Hannover zeigt Gesicht(er)

15. Februar 2021 / Aktuell

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V. l.: Ilka Theurich (Perfomancekünstlerin, Coach), Ninia LaGrande (Schriftstellerin, Moderatorin) und Damian Marhulets (Komponist, Visueller Künstler) berichten über ihre Situation in der Corona-Krise. Foto: Tom Wesse/Kai Nolda

Die Situation vieler Soloselbstständiger aus der Kreativ- und Kulturbranche ist existenzgefährdend. Darauf macht das kreHtiv Netzwerk Hannover in Kooperation mit den Fotografen Kai Ivo Nolda und Tom Wesse aufmerksam. Im Zentrum der Online-Kampagne CREATIVE FACE(T)S stehen die Porträts und Aussagen der Kreativen selbst. Denn oft wird vergessen, dass hinter den erschreckenden Zahlen zur wirtschaftlichen Situation Menschen stecken, die ihre individuelle Geschichte haben und mit ihrer Arbeit erheblich zur Wertschöpfung beitragen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft zählt schließlich zu den wirtschaftsstärksten Branchen in Deutschland.

In kurzen Video-Clips und längeren Interviews erzählen die Kreativen der Kulturbranche aus Hannover ihre ganz eigene Geschichte und fordern Hilfe. Der sofortige Wegfall an Auftritten oder Aufträgen führt zu einer großen Ungewissheit, wie es für sie weitergeht. Ersparnisse waren oft schnell aufgebraucht, die Hilfsmaßnahmen der Regierung häufig nicht auf Soloselbstständige ausgerichtet. Vielen Kreativen blieb so nur die Aussicht auf Grundsicherung. Sie berichten, dass mit den finanziellen Sorgen häufig die eigene Kreativität nicht mehr da ist: Schreibblockaden, Ideenlosigkeit und Frustration sind die Folgen.

Die Kreativ- und Kulturbranche ist besonders hart getroffen

Die Zahlen sind erschreckend. Eine verhältnismäßig hohe Anzahl der in der Kreativwirtschaft Tätigen arbeiten als Soloselbstständige. Erste Umfragen und Prognosen zeigen, dass diese von den Pandemie-bedingten Einschränkungen mit am stärksten betroffen sind. Leere Theater und Konzertsäle, eine schlechte Auftragslage und eine unklare Perspektive machen ihnen zu schaffen und führten bisher zu Umsatzeinbußen von europaweit 31 Prozent der gesamten Branche. Einzelne Teilbranchen wie Darstellende Künste und die Musikwirtschaft erlitten Verluste von 90 Prozent bzw. 76 Prozent.

Neben Kunst und Kultur geht auch Wirtschaftskraft verloren

Das kreHtiv Netzwerk Hannover hat es sich zur Aufgabe gemacht, die erste Anlaufstelle für Kreative in der Region Hannover zu sein. „Uns war es wichtig, auch in der breiteren Öffentlichkeit ein Verständnis für die Situation der selbstständigen Kreativen zu schaffen. Wenn diese in der Krise weiterhin nicht ausreichend unterstützt werden, geht ein riesiger Teil an Kunst, Kultur, aber auch Wirtschaftskraft verloren“, sagt Tobias Lüttig, Vorstandsschaftsmitglied des kreHtiv Netzwerks und selbst auch Selbstständiger in der Branche.

Die von den beiden Fotografen initiierte Kampagne soll ein Aufruf an Gesellschaft und Politik sein, Kultur, Kunst und Kreativität in dieser Krise nicht zu vergessen. Ihr Wegfall würde eine zu große, nicht so schnell wieder aufzufüllende Lücke in das gesellschaftliche Leben reißen. Zu sehen ist die Kampagne auf den Facebook– und Instagram-Kanälen des Netzwerks und auf creativefacets.krehtiv.de.

Mehr zum Thema in der radius/30 Frühjahrsausgabe

Über die Lage der Kreativ- und Kulturbranche in der Region Hannover unterhält sich unser Redakteur Bernd Schwope in der radius/30 Frühjahrsausgabe mit Jazz-Pop-Sängerin Tokunbo Akinro, Dirk Sadlon, Geschäftsführer bei Living Concerts, und Gunnar Gessner, Projektleiter im MusikZentrum Hannover.

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