EIN MUSTANG IN DER REGION HANNOVER

14. September 2017 / Magazin

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Bild: Janne Bugtrup

Andrea Bethge folgt bei der Ausbildung ihrer vierbeinigen Schützlinge für den großen Sport einer klaren Philosophie: Sie hält das Pferd fröhlich – oder sie führt es wieder zu seiner Fröhlichkeit zurück – um es so, wenn gewünscht, zur Hochleistung zu bringen. Durch diese im Pferdesport eher unkonventionelle Herangehensweise an die Pferdeausbildung wurden die Initiatoren der Veranstaltung Mustang Makeover Germany (MMO), Silke und Michael Strussione, auf sie aufmerksam und fragten ihre Teilnahme an.

Mustang Makeover ist ein Event, bei dem lediglich halfterführige und verladefähige, aus den USA eingeflogene wilde Mustangs 90 Tage lang trainiert werden. Das Trainingsergebnis wird in Aachen im Rahmen einer zweitägigen Trainerchallenge überprüft. Anschließend werden die Mustangs an fachkundige Leute versteigert. Das Ehepaar Strussione hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Mustangs auch außerhalb Amerikas bekannter – und beliebter – zu machen, denn die Pferde brauchen dringend Hilfe. In den USA reichen die Flächen und damit das Nahrungsangebot für die Tiere nicht mal mehr im Ansatz aus. Um sie vor dem Hungertod zu bewahren, werden etliche der Pferde regelmäßig eingefangen und in sogenannten Auffangstationen gehalten. Stuten werden medikamentös behandelt, sodass sie ein Jahr lang keine Fohlen bekommen können, Hengste kastriert, um die Population zu minimieren. Die Stationen bieten den Tieren zwar ausreichend Futter, jedoch ist ein Leben dort für die wilden Mustangs trostlos. Schutz-
organisationen erhoffen sich neue Besitzer für die Tiere, immer wieder werden Pferde in Profihand gegeben, um gut ausgebildete Mustangs anbieten zu können.

Anfänglich stand Andrea Bethge dem Event kritisch gegenüber: Der Zeitfaktor, noch dazu mit einer abschließenden Leistungsprüfung, stieß bei ihr auf Unbehagen. Es wurde jedoch schnell klar, dass es bei der Challenge eben nicht um höher, schneller, weiter gehen sollte, sondern um die Harmonie mit dem Pferd. Es sollte im Vordergrund stehen, was Andrea Bethge mit ihrer Art des Trainings innerhalb der 90 Tage erreichen könne. Daraufhin sagte die Reiterin gerne zu: „Natürlich lerne ich von jedem Pferd. Ein Pferd aber, welches in Freiheit geboren wurde und einige Jahre in Freiheit gelebt hat, gibt sicherlich nochmal ganz andere Impulse, als ein domestiziertes Pferd sie je geben könnte. Diese Erfahrung schätze ich als sehr wertvoll ein, sie wird allen Pferden zugute kommen, mit denen ich Umgang habe und haben werde.“

Links: Andrea Bethge setzt bei ihrem Training auf Zusammenarbeit. Mitte: Emmi bei ihrer Ankunft. Rechts: Beim Training taut Emmi nach und nach auf. Bilder: Beat Oliver Hoffmann und privat (2)

Und so trat Emmi – Equiteam´s M – in Andrea Bethges Leben. In den ersten Wochen hielt sich die Ausbilderin möglichst unauffällig in der Nähe der kleinen Stute auf. Immer öfter suchte diese Kontakt zu ihrer Ausbilderin, bis eines Tages der Ausdruck der Stute deutlich machte, dass gegen eine gemeinsame Unternehmung nichts einzuwenden wäre. Bald ließ sich der Mustang überall anfassen und die Hufe bearbeiten. Es wurde möglich, Emmi zu satteln und zu longieren. Sie lief ihrer menschlichen Freundin hinterher, die beiden unternahmen Spaziergänge, sie kuschelten und spielten miteinander.
Andrea Bethge fasst die gemeinsame Zeit zusammen: „Die Zeit mit „meinem“ Mustang, der klugen Emmi, wird für mich immer unvergessen bleiben. Es war wunderschön, erleben zu dürfen, wie die kleine, sehr scheue Stute immer mehr auftaute und Vertrauen fasste, wie sie ihre neue Welt entdeckte und irgendwann mutig und neugierig durch sie hindurch stapfte. Rührend war es, wie sie mit unseren Hunden umging, unser schwarzer Grieche Rollo wohnte quasi bei ihr, auch Luc machte jedes Spiel mit. Ihre freundliche, verständige Art fand ihren Höhepunkt in Aachen, als ich aus persönlichen Gründen die Challenge nach nur einer Prüfung abbrechen musste, Emmi aber mit einem lieben Freund, Tom Büchel, ins Rennen ging: Die Beiden haben es toll gemacht! Das größte Glück für mich ist, dass M über die Versteigerung ein Traumzuhause gefunden hat! Insgesamt war das MMO eine wertvolle Erfahrung und eine sehr emotionale Zeit!“

Text: Andrea Bethge

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