Grün gründen: Bereit für grüne Mode?

27. Januar 2022 / Wirtschaft

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Design von Dalia-Rottleuthner | Foto: Joana-Lavie

Nachhaltige Labels mit neuen Ideen gibt es in der Region Hannover so einige. Aber sind Kund:innen bereit für grüne Mode? Laut dem „Slow Fashion Monitor 2021“, einer Umfrage unter knapp 1.500 Menschen in Deutschland, besitzen gerade einmal acht Prozent der Verbraucher:innen mehrere nachhaltige Kleidungsstücke. Mehr als drei Viertel der Befragten sind nachhaltiger Mode zwar wohlwollend gegenüber eingestellt – handeln aber nicht dementsprechend.

Dabei wird das immer einfacher. „Wenn man sich umschaut: Jedes Label, das gerade gründet, ist – in Anführungszeichen – nachhaltig. Doch was können diese Designer:innen, was kann dieses Label wirklich beitragen zu einer Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit?“, fragt Professorin Glomb. Man müsse bedenken: Es brauche insgesamt weniger Konsum. Mit gutem Gewissen genauso viel nachhaltige Kleidung zu kaufen wie früher Fast Fashion, sei auch nicht die richtige Lösung. Stattdessen gilt: weniger ist mehr, und zwar für Konsument:innen genauso wie für Startups. Als Gründer:in mit einem umfassenden Sortiment aus Frauenmode, Männermode, Sportswear und Schwimmbekleidung auf dem Markt zu starten – das alles in nachhaltig –, hält Modeexpertin Glomb für unrealistisch. Sie rät, sich eine bestimmte Produktgruppe vorzunehmen und diese ganzheitlich in Richtung Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit zu optimieren.

Beim Blick auf Lieferketten, nachhaltige Materialien und Öko-Siegel sollten Designer:innen aber nicht das Wesentliche aus den Augen verlieren: die Ästhetik. „Was nützt es, wenn ein Teil ‚Zero Waste‘ designt ist, aber ganz furchtbar aussieht?“, fragt sie. Je höher Qualität und Ästhetik, desto länger behalte jemand ein Kleidungsstück. Ständiges Bummeln durch die Stadt auf der Suche nach neuen Teilen wird so obsolet. Eigentlich, überlegt die Modeprofessorin, müsse schlichtweg die Mode an sich wieder das Erlebnis sein – und nicht das Shoppen. 

Design von Laura-Lombardo | Foto: Fanny-Harlan

Wie geht Slow Fashion ganzheitlich? „use-less“-Ausstellung im Kestner-Museum

Kleidungsstücke erzählen Geschichten. Wie sind sie entstanden? Wer hat sie gekauft? Warum wurden sie entsorgt? Mit solchen Fragen beschäftigt sich die Sonderausstellung „use-less – Slow Fashion gegen Verschwendung und hässliche Kleidung“ im Museum August Kestner noch bis Mitte März 2022.

Egal ob Jeans, T-Shirts oder Nylonstrümpfe – Kleider entstehen in komplexen Produktionsabläufen mit Folgen für Menschen und Umwelt. Die Ausstellung stellt die Ergebnisse der Slow-Fashion-Forschung der Hochschule Hannover vor. Die Designprojekte machen deutlich, wie Mode langlebig, ressourcensparend und schön gestaltet werden kann. Gleichzeitig fragt die Ausstellung, was Nutzer:innen durch ihre Art des Konsums verändern können. Zahlreiche Veranstaltungen wie Vorträge und Diskussionsrunden begleiten die Ausstellung.

Schirmherrin von „use-less“ ist die britische Modedesignerin Vivienne Westwood. Ihr Slow-Fashion-Klassiker, das „Squiggle Top“, ist Teil der Ausstellung. Im Museum August Kestner ist zu sehen, wie es sich über die Jahrzehnte verändert hat. Wer schon einmal digital in die Ausstellung hineinschauen möchte, folgt am besten dem offiziellen Instagram-Account: @use_less_hshannover. „use-less – Slow Fashion gegen Verschwendung und hässliche Kleidung“ findet bis zum 13. März 2022 im Museum August Kestner statt, Trammplatz 3, 30159 Hannover. Erwachsene zahlen 5 Euro, der ermäßigte Eintritt kostet 4 Euro. Immer freitags kann das Museum kostenlos besucht werden.

www.useless-ausstellung.de

Text: Sarah Franke

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