Grün gründen: Nachhaltige Mode in Hannover

25. Januar 2022 / Wirtschaft

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Fast Fashion schadet Umwelt und Arbeiter:innen. Doch in der Region gibt es Startups mit neuen Ideen, wie Mode nachhaltiger funktionieren kann – ganz ohne vollgestopfte Kleiderschränke, aber mit viel Abwechslung. Worauf es den Gründer:innen ankommt und was Martina Glomb, Professorin für Modedesign an der Hochschule Hannover, nachhaltigen Mode-Startups rät: ein Bummel durch die grüne Gründerszene in und um Hannover.

Das weiße Hemd ist kaputt. Da prangt ein kleines Loch. Dort ist die Naht eingerissen. Und durch das Waschen übertönt den schneeweißen Stoff nun ein Grauschleier. Für den Job im Büro taugt das einst edle Teil nicht mehr – doch zu Bettwäsche lässt es sich noch immer verarbeiten. Im Modegeschäft steht deshalb eine große Tonne. Dort werfen Kund:innen früher gern getragene Kleidung hinein, die nun Makel hat oder ihnen nicht mehr passt. Jeden Abend sortieren Mitarbeiter:innen die Hemden, T-Shirts und Hosen nach Materialien und Farben. Die Stoffe werden wieder versponnen, zerrupft oder gefärbt. Aus ihnen entstehen neue Produkte.

„Das ist aber eine Utopie. Diesen kollektiven Sammelprozess gibt es noch nicht“, sagt Martina Glomb. Als Professorin für Modedesign an der Hochschule Hannover bringt sie jungen Designer:innen bei, auf Nachhaltigkeit zu achten – vom Pflanzen des Baumwollsamens bis zum Recycling einer alten Bluse. „Kreislaufwirtschaft ist das ideale Ziel nachhaltiger Mode“, erklärt sie.

Prof. Martina Glomb, Professorin Abt. Design und Medien der Fak. III DM | Foto: Hochschule Hannover

Verschmutzte Flüsse in Asien, im Akkord arbeitende Näherinnen und Klamotten, die quer um den Globus geflogen werden: Konventionelle Kleidung ist oft weder besonders umweltfreundlich noch fair. Wer hierzulande den Inhalt des eigenen Kleiderschranks kritisch beäugt, stellt außerdem meist fest, dass da genug drin ist. Eigentlich. Aber Kleidung soll eben nicht nur warm halten oder nach einem anstrengenden Workout schnell wieder trocknen. Als Mode soll sie gut aussehen und zum eigenen Stil passen – der sich immer mal wieder ändert. Wie gehen Mode und Nachhaltigkeit also zusammen? Zur Nachhaltigkeit gehört auch, Dinge möglichst lange zu nutzen. Es gilt, den gesamten Lebenszyklus eines Kleidungsstückes zu berücksichtigen, rät Martina Glomb. Daraus ließen sich viele Geschäftsideen für Startups in der Modebranche entwickeln. „Ein Thema in den letzten Jahren ist ‚Care and Repair‘“, sagt die Modeexpertin. Nachhaltige Label könnten etwa einen Reparaturservice anbieten. So landet verschlissene Mode nicht sofort in der Tonne. Um Müll schon bei der Produktion zu vermeiden, eigneten sich Zero-Waste-Schnitte. Bei diesen fiele kaum Verschnitt an. „Sie müssen sich das vorstellen wie ein Puzzlespiel“, erklärt die Professorin die Design-Technik. Bisher würden Stoffe oft so zugeschnitten, dass es möglichst billig und einfach gehe – die vielen Reste würden einfach direkt vor Ort an den Produktionsstätten verbrannt.

Laut dem „Green Startup Monitor 2020“ sind rund ein Fünftel der Startups in Deutschland nachhaltig. Diese „grünen Startups“ sind jünger als zehn Jahre und sehr innovativ, definiert der Bundesverband Deutscher Start-ups. Außerdem haben sie ein geplantes Mitarbeiter- und Umsatzwachstum – und leisten einen Beitrag zu „den ökologischen Zielen der Green Economy“. Etwa 6.000 Start-ups würden hierzulande mit ihren Produkten oder Dienstleistungen zu mehr Umwelt- oder Klimaschutz beitragen. Rund 6 Prozent davon lassen sich der Textilbranche zuordnen.

Tipps: So finden Sie nachhaltige Mode und Labels in und um Hannover

  • Get fair!“ heißt ein von der Stadt Hannover herausgegebener Einkaufsführer. Er listet Geschäfte auf, die faire Textilien oder Lebensmittel verkaufen. Wo es fair produzierte Kleidung gibt, sind nachhaltige Hosen und Pullis meist nicht weit.
  • Auch mal abseits der City auf Einkaufstour gehen: Gerade in Linden und in der Nordstadt gibt es viele Läden mit nachhaltigen oder Second-Hand-Klamotten.
  • Die Webseite www.fashionborninhannover.de bietet einen Überblick über nachhaltige und faire Mode Labels in und aus Hannover und der Region.
  • Wer sich umfassender über Slow Fashion aus wissenschaftlicher Perspektive informieren möchte, kann dies auf www.use-less.org. Die Website versammelt die Forschungsaktivitäten des Studiengangs Modedesign der Hochschule Hannover zu diesem Thema. Momentan befindet sich die Seite noch im Aufbau.

Text: Sarah Franke

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