Christoph Jahn studierte erst Lehramt, schlug dann aber doch den kreativen Weg ein. Der freiberufliche Kommunikationsdesigner und Gin-Liebhaber engagiert sich in seiner Freizeit außerdem bei der hannoverschen Amateurtheatergruppe „Theater Vinolentia“.
radius/30: Herr Jahn, Sie sind Kommunikationsdesigner – was heißt das genau?
Christoph Jahn: Kurz gesagt: Ich gestalte. Das heißt, ich kümmere mich um das Erscheinungsbild von Firmen. Darunter fällt vieles – von der Preisliste über die Imagebroschüre bis hin zum kompletten Corporate Design. Dafür entwerfe ich Formen und Zeichen, wähle Schriften und Farben aus und setze alles zu einem schlüssigen Bild zusammen. Dabei ist es egal, ob schon etwas vorhanden ist und ich darauf aufbauen kann oder ob wir von Anfang an beginnen.
Haben Sie sich dabei spezialisiert?
Ja, ich bin spezialisiert auf das Erscheinungsbild von Unternehmen, auch Start-ups und Gründern, „von Anfang an“. Wichtig ist mir die Beratung – also die Antwort auf die Frage: Was brauche ich für das Erscheinungsbild meines Unternehmens nach innen und außen? Über diese Frage kam ich auch zu meinem zweiten Standbein – Cucumberland Gin. Die beiden Mitgründer Christian Moritz und Guido Baumgarten kenne ich über unser gemeinsames Hobby: Theater spielen. Aus ihrer anfänglichen Frage, was man denn im Bereich Gestaltung bräuchte, um ein Produkt auf den Markt zu bringen, wurde die gemeinsame Gründung des Unternehmens Mobaja Distillers Hannover. Inzwischen konnten wir unseren selbst gebrannten Gin erfolgreich am Markt platzieren.
Sie haben sich viel mit dem Thema „Kreativität“ beschäftigt – was sind Ihre Erkenntnisse?
Ich betrachte mich nicht als Designer oder Künstler, sondern eher als Handwerker. Stellen Sie sich vor, ich wäre bei meinen kreativen Einfällen auf den Zufall angewiesen. Das geht im Arbeitsalltag nicht. Wenn ein Auftrag da ist, muss dieser bearbeitet werden. Um zu sehen, was man mit Kreativität alles anstellen kann, gebe ich inzwischen Workshops. Diese Workshops leiten zum (zweck-)freien Gestalten an. Wir lösen uns von dem Druck, kreativ sein zu müssen, und schauen einfach, was dann passiert. Es gibt Methoden und Techniken, die es einfach machen, zweckfrei kreativ zu sein – ohne Angst vor dem berühmten „weißen Blatt“. Machen und (Neu-)Entdecken stehen im Vordergrund. Wenn sich daraus Impulse für die tägliche „Zwangskreativität“ ergeben, ist das ein gewünschter Nebeneffekt. Ich selbst habe das Malen für mich entdeckt und male eigentlich „just for fun“ – daraus ist inzwischen aber sogar eher zufällig ein erster Gemäldeverkauf entstanden.
Vernetzung unter Kreativen ist für Sie ein weiteres wichtiges Thema.
Seit 10 Jahren bin ich Mitglied bei der Alliance of German Designers (AGD), dem größten Kreativteam Deutschlands. Über 2 Jahre war ich Regionalsprecher für Hannover und habe Fortbildungen und Stammtische organisiert. Es ist wichtig, dass sich Kreative mehr austauschen. Häufig sehen sie sich als Konkurrenten, dabei sind sie gemeinsam und im Team deutlich erfolgreicher. Spezialisierte Fachleute können das übernehmen, was sie beherrschen und dadurch effektiver arbeiten. Auch der Austausch über Honorare oder abgegebene Angebote kann die gesamte Kreativszene stärken und die Zusammenarbeit mit ihren Auftraggebern aus der Wirtschaft zielführender
machen.
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