Früher gab es Zellenbüros. Lange Flure mit rechts und links abgehenden Türen. Schildchen mit Funktionsbezeichnungen – Einkauf, Personalbüro. Hinter den Türen Schreibtisch, Stuhl, Telefon, Locher und Tacker für jeden. Büros für eine bis vier Personen mit Topfpflanze und Bild der Familie auf dem Schreibtisch. Je nach hierarchischer Stellung etwas mehr Platz, etwas höherwertigere Möblierung. Beim Chef ein Besprechungstisch im Raum.
Heute gibt es höhenverstellbare Schreibtische, Laptops und WLAN. Die Türen sind offen, die Besprechungsräume werden auch intern von allen genutzt. Whiteboards, Flipcharts oder interaktive Boards für Projektbesprechungen haben Einzug in die Besprechungsräume und Büros gehalten. Es gibt einen Kaffee-Vollautomaten, der auch Cappuccino in anständiger Qualität kann, in der Kantine steht ein Obstkorb für alle zur Verfügung.
Und morgen? New Work und holokratische Teams? Mobiles Arbeiten aus dem Café, der Daily Scrum nur noch virtuell? Oder Rutschen zwischen den Etagen? Kicker für alle und gearbeitet wird im Office nur noch in Lounge-Möbeln oder gemeinsam an einem großen Tisch mit Barhockern? Und in den offenen Räumen wird an holografischen Tafeln im Team gearbeitet, der Tag beginnt wahlweise mit der Laufrunde oder Yoga für alle auf der Dachterrasse?
Das kann so sein. Vielleicht im Silicon Valley. Nach Einschätzung von office360 und vielen Gesprächen mit ihren Kunden, deren Objekte sie in jüngerer Zeit einrichten durften, zeigen sich aber andere, teilweise überraschende Trends bei der Büroeinrichtung.
Trend 1: Einrichtungskonzept statt Arbeitsplatz-Möblierung
Bei den Entscheidern setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine neue Büroeinrichtung nicht einfach aus anderen Möbeln besteht, sondern dass ein Konzept der Zusammenarbeit zugrunde liegen sollte. Der Start eines Einrichtungsprojektes ist bei kompetenten Einrichtern wie office360 eine Beratung, ein Workshop über die derzeitige und die gewünschte Arbeitsweise. Hierbei können und sollen gedachte Mauern eingerissen werden. Die Branche, die im Einzelnen zu erledigenden Aufgaben und die Struktur der Mitarbeiterschaft geben das Raumkonzept vor. Entscheiderinnen, aber auch Mitarbeiter werden ermutigt, gewohnte Denkwege zu verlassen und gedanklich zu prüfen, ob es auch andere, eventuell zielführendere Arten der Zusammenarbeit geben könnte und wie die zu fördern sind. Natürlich müssen Rahmenbedingungen gesetzt werden, die einzuhalten sind, damit ein solches Vorgehen nicht zum unrealistischen „Wünsch-Dir-Was“ wird. Ein Team aus erfahrenen Beraterinnen und Moderatoren (siehe Kasten) übernimmt die Aufgabe, Wunsch und Wirklichkeit zu justieren.
Ein erkennbarer Trend ist auch, die Unternehmenskultur in der Büroeinrichtung und Nutzung der Räume erlebbar zu machen. Die Identifikation mit dem Unternehmen kann ein wichtiger Grund sein, in ein Unternehmen einzutreten bzw. gute Leute halten zu können. In Zeiten des War of Talents ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei der Neueinrichtung eines Objektes.
Trend 2: Place follows function
Schick und schön anzusehen sind sie meist, die neuen Open-Space-Büros. Das ist aber, wenn das Konzept richtig verstanden und umgesetzt wird, nicht der wesentliche Aspekt. Der wesentliche Kern dieser Einrichtungsidee liegt ja nicht, wie bei den geschmähten Großraumbüros vergangener Jahrzehnte, darin, Verkehrswege und damit „ungenutzte“ Flächen zu sparen. Das tun Open-Space-Büros auch. Aber, anders als im Großraum, ist der Open-Space geprägt von unterschiedlichen „Funktionsinseln“. Hier stehen nicht Reihen gleichartiger Schreibtische, getrennt bestenfalls von Pflanzkübeln, nebeneinander. Im Open-Space wechseln Schreibtisch-Arbeitsplätze mit Raum-in-Raum-Systemen und Kommunikationsinseln ab. Es gibt Soft-Seating-Regionen, also Plätze mit Lounge-Möbeln, mit Sofas oder akustisch abgeschirmten Einzelsesseln, die das vertraute Gespräch ebenso ermöglichen wie die kurze Entspannung. Die „Teeküche“ wird integriert und zum Treffpunkt aufgewertet, das kurze Gespräch zwischen Kollegen wird durch attraktive Gestaltung angeregt. „Besprechungsräume“ werden zu Kreativräumen und Work-Labs. Podeste und Steh-Sitz-Kombinationen ermöglichen und initiieren das „Stand-up-Meeting“, fördern die geistige Beweglichkeit durch körperliche Bewegung, aktives Sitzen und Visualisierung an interaktiven Boards.
Auf der anderen Seite sorgen „Think-Tanks“ und „Cubes“, also autonom klimatisierte und akustisch abgeschirmte Glasräume, aber auch Telefonzellen und hochwertige Raumteiler für ruhige Zonen, in denen Konzentration und Diskretion gewährleistet sind.
Der Kern dieser Art der Büroeinrichtung ist die freie Wahl des Arbeitsplatzes. Je nachdem, welche Facette des modernen Arbeitens gebraucht wird, wird der Gruppenarbeitsplatz oder die Rückzugsinsel gewählt. Nicht der Arbeitsplatz bestimmt die Arbeitsweise, sondern die zu erledigende Aufgabe, die Funktion des Tuns bestimmt den genutzten Ort.
Deutlich erkennbar entwickeln sich die mittlerweile oft erfolgreich eingesetzten „Open-Space-Büros“ mit den non-territorialen, also von allen nutzbaren Arbeitsplätzen, bereits weiter: Im Multispace werden Einzel- oder Doppelbüros wie auch Open-Space-Flächen, die prinzipiell von allen Mitarbeitenden genutzt werden, gleichrangig nebeneinander angeboten. Je nach aktuellem Bedarf. Neu ist auch: Die sehr unterschiedlichen Räume und Flächen werden nicht nach hierarchischen Überlegungen genutzt, sondern folgen den benötigten Funktionen.
Trend 3: Gesundheit und Wohlbefinden
Die Trennung zwischen Leben und Arbeiten wird zunehmend aufgelöst. Das „Work-Life-Blending“, die Verbindung aus Leben und Arbeiten zeigt sich unter anderem am Trend zum Homeoffice, der sicher auch nach der Pandemie bestehen bleiben wird. Die Arbeitsumgebung darf und soll bei aller Funktionalität „wohnlich“ wirken, das Homeoffice soll ergonomisch und technisch professionell sein. Die Dekoration und Farbigkeit unterstreicht den angenehmen, wohnlichen Charakter der Arbeitsräume. Sitzmöbel mit integrierten Seitenwänden, Sofas und Sessel findet man in Büros und Objekten. Pflanzen – gern auch vertikal als Trennwände eingesetzt – fördern das Raumklima, lösen aber auch optisch harte, kalte Flächen auf und schaffen Rückzugsmöglichkeiten.
Damit Wohlbefinden und Gesundheit dauerhaft gefördert werden, spielt die Ergonomie bei der Büroeinrichtung natürlich eine ganz zentrale Rolle. Wenn verschiedene Menschen einen Arbeitsplatz nutzen, sollten die Möbel sich schnell und selbsterklärend an die Nutzer anpassen lassen. Vor allem der Akustik wird in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Neue Produkte mit akustisch wirksamen Oberflächen, aber auch Decken- und Wandelemente sorgen für sinkende Nachhallzeiten. So ist Konzentration auch in offenen Umgebungen möglich. Beleuchtungskonzepte ermöglichen, Tageslicht inklusive der zirkadianen Rhythmik des Lichtes, auf die der menschliche Organismus sehr positiv reagiert, nachzubilden. Dies steigert fast unmerklich das Wohlbefinden der Menschen im Raum. Darüber hinaus werden in zukunftsweisenden Konzepten mehr und mehr die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden, zum Beispiel je nach Alter und Art der Tätigkeit, berücksichtigt.
Eine aktuelle Entwicklung, die durch die Pandemie eine Beschleunigung erfahren hat, aber in Zukunft sicher weitergehen wird, ist der Wunsch nach Luftreinheit und Förderung von Hygiene in Arbeitsräumen. Mehr und mehr werden nicht nur transportable Filter, sondern auch fest installierte Luftreinigungssysteme, zum Teil mit UV-Bestrahlung oder als Ionisierungsanlage, nachgefragt und eingebaut. Auch das subjektive Sicherheits- und Sauberkeitsgefühl dient letztlich dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
Trend 4: Nachhaltigkeit
Als letzter Trend sei der Wunsch nach einem nachhaltigen Lebensstil auch in der Büroeinrichtung genannt. In der Einrichtung ist eine Tendenz zu Langlebigkeit und nachhaltiger Nutzbarkeit zu erkennen. Möbel sollen flexibel an wechselnde Nutzerwünsche anpassbar sein. Und wenn dann auch noch die Produktion in Europa liegt und bestenfalls natürliche, schadstofffreie Materialien eingesetzt werden, entsprechen die Konzepte nicht nur aktuellen Trends, sondern auch nachhaltig den Wünschen der Nutzer.
Wir sind Raum
Office360 ist Mitglied des Netzwerks „Wir sind Raum“ der Soennecken eG. Mit dem bundesweiten Kompetenznetzwerk aus Berater*innen, Planer*innen und Expert*innen der Arbeitsorganisation moderieren wir auf Wunsch Ihren Veränderungs-Prozess. Wir begleiten Sie von der Analyse Ihrer Bedürfnisse in Workshops über die Entwicklung eines Nutzungskonzeptes bis zur konkreten Umsetzung. Das gewährleistet die optimale Nutzbarkeit Ihres Lebensortes Arbeitsplatz.
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Text: Katharina Tempel