Start-ups in Hannover: Gründen in der Region

15. Juni 2020 / Aktuell

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Der Funke zündet nicht

Der Funke zündet nicht, so lautet das Fazit des Gründerreports 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Obwohl das Gründungsinteresse groß ist, wagen immer weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Was bewegt Start-ups in der Region Hannover?

Gründungsveranstaltungen und -Seminare bei den Industrie- und Handelskammern (IHKs) sind sehr beliebt: Im Jahr 2018 stieg der Zulauf von Interessenten um 28 Prozent. Das Gründungsinteresse ist groß und die meisten Gründungsinteressierten sind auf den Schritt in die Selbstständigkeit gut vorbereitet. Dennoch wagen sie ihn nicht. Mit mehr Unternehmensgründungen ist nach den Erfahrungen der IHKs nicht zu rechnen. Einen Grund dafür sehen die IHK-Gründungsexperten vor allem in der positiven Einschätzung der Konjunktur, auch wenn die aktuelle Entwicklung auf eine deutliche gesamtwirtschaftliche Abkühlung hindeutet. Der Druck zu Gründungen mangels anderweitiger Erwerbstätigkeit ist noch immer gering.

Hemmnisse für Gründungen

Was also müsste aus Sicht der Start-ups in Deutschland und der Region Hannover geschehen, damit Gründungen besser unterstützt werden? Die IHKs haben dazu bundesweit 287 Gründerinnen und Gründer befragt. Als große Bremse erweist sich die Bürokratie. Das geben 57 Prozent der Existenzgründerinnen und Existenzgründer an. Nahezu in jeder IHK-Beratung seien komplizierte Formulare, Genehmigungsverfahren und intransparente Antragswege ein wichtiges Thema. Dabei ganz oben auf der Empfehlungsliste der angehenden Start-ups: sogenannte One-Stop-Shops, bei denen alle Anträge und Genehmigungen online erledigt werden können. Voraussetzung dafür ist allerdings ein reibungslos funktionierendes e-Government in allen Regionen Deutschlands.

Steuern und Finanzen

Über die Hälfte der Gründer wünscht sich eine geringere Steuerbelastung. Damit meinen sie zum einen die Zahllast, aber auch die Belastung durch Steuerbürokratie. Viele Gründer haben Verständnisschwierigkeiten, wenn es um Details des Umsatzsteuerrechts und des Einkommensteuerrechts geht und sie haben Sorge, dass sie für fehlerhafte Angaben hohe Konsequenzen tragen müssen.

Auch hier monieren Gründerinnen und Gründer komplizierte Antragsformulare, unverständliche Begrifflichkeiten und oftmals lange Wartezeiten auf Zuschüsse oder günstige Kredite, was dann eine Zwischenfinanzierung notwendig macht. Ein gutes Fünftel aller Gründer fordert außerdem eine bessere IT-Infrastruktur. Dafür ist ein rascher Ausbau des Glasfasernetzes sowie der 5G-Mobilfunk-Infrastruktur erforderlich, um flächendeckend wettbewerbsfähiges Internet in Deutschland zu erhalten.

Erfolgreiche Start-ups aus der Region Hannover

zeitbuddels

Zwei Liter Wasser pro Tag trinken – so lautet die Empfehlung, um fit und gesund zu bleiben. Und doch fällt es vielen Menschen schwer, genug zu trinken. Einer von ihnen war Steffen Stimpel aus Springe. Er machte sich auf die Suche nach einer Lösung und gründete 2017 sein Unternehmen ZeitBuddels.

radius/30: Was waren bzw. sind Ihre größten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Gründung?

Steffen Stimpel: Klingt jetzt vielleicht etwas unspektakulär, eine richtig große Herausforderung gab es eigentlich nicht. Gegründet wurde mitten in der Entwicklungsphase. Im Dezember 2018 war unsere Buddel mit kleiner Verzögerung lieferbar. Mitte Februar 2019 ging es in den Einzelhandel und Stand heute ist sie bei über 150 Händlern deutschlandweit in den Regalen zu finden.

Wer sind Ihre wichtigsten Rat- und Tippgeber?

Für Feinheiten wie Farbauswahl habe ich mich anfangs mit meiner Schwester bzw. Familie ausgetauscht. Sonst ist mein Bauchgefühl auch immer mein bester Ratgeber. Bauchgefühl basiert auf Erfahrungen, die man vorher gemacht hat, und in 9,5 von 10 Fällen stimmt es auch.

Was würden Sie heute im Rückblick noch mal genau so und was mit Sicherheit ganz anders machen?

Bis auf meine Werbeunterlage bin ich sehr zufrieden, wie alles bisher gelaufen ist. Seit Dezember 2019 können sich unsere Kundinnen und Kunden ihre Buddel auch farblich online selbst zusammenstellen. Seit dem Start verzeichnen wir jeden Monat ein deutliches Umsatzwachstum im Onlinegeschäft. Diese Möglichkeit hätte ich gern von Anfang an gehabt, es war nur finanziell nicht stemmbar.

Das Prinzip der zeitbuddels

Mit einem verschiebbaren Gummiring wird der Wasserstand in der Flasche auf einer Uhrzeitskala markiert, die sich auf der Flasche abzeichnet. Ist die Trinkflasche voll, wird die Markierung auf 6 Uhr gestellt. Um 12 Uhr sollte auch der Wasserstand in der Flasche auf die Markierung „12 Uhr“ gesunken sein. Wird die Flasche zwischendurch wieder befüllt, schafft man zwei Liter Flüssigkeit am Tag ohne Schwierigkeiten. Bis zum 31. Mai verlost radius/30 zwei zeitbuddels. www.zeitbuddels.de

run-toB

Eines der neueren Start-ups aus Hannover ist run-toB. Mit der App von Vasco und Sara Brandt lassen sich laufend Bäume pflanzen, indem die sportliche Aktivität in Aufforstung umgerechnet wird.

radius/30: Was waren oder sind Ihre größten Herausforderungen der Gründung?

Sara Brandt: Die größte Herausforderung ist für uns die Vereinbarkeit von Gründung und Familie. Wir gründen als Ehepaar mit zwei kleinen Kindern und waren alle in den vergangenen Wochen viel krank. Die Nächte waren oft schlecht und die eigene Kraft fehlte. Unsere 3. Gründerin lebt in Neuseeland. Durch die Zeitverschiebung hören wir uns oft nur kurz. Die Herausforderung ist, im trubeligen Familienalltag den Fokus auf die Gründung nicht zu verlieren. Wir brennen für die Sache und müssen schauen, die Balance zwischen den Anforderungen zu halten und die Freude und Leichtigkeit nicht zu verlieren.

Wer sind Ihre wichtigsten Rat- und Tippgeber?

Wir sind Teil des Entrepreneurship-Programms des Social Innovation Center der Region Hannover und fühlen uns von Berit Lüdecke und Raphael von Galen vom SIC sehr gut beraten und begleitet. Die beiden haben bisher viele wichtige Kontakte hergestellt und uns immer zur richtigen Zeit den nächsten wertvollen Tipp gegeben. Das ist echt unbezahlbar und wir sind sehr dankbar dafür. Zusätzlich holen wir uns Unterstützung bei hannoverimpuls oder auch aus der Hafven Community und fühlen uns da sehr gut aufgehoben.

Was würden Sie heute im Rückblick noch mal genau so machen?

Naiv und ein wenig größenwahnsinnig in die Gründung hineinstolpern. Das ist eine gute Sache. Sie schützt einen davor, bei jedem kleinen Gegenwind, bei jeder Skepsis oder jedem Misserfolg gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Wichtig ist, die Freude, die Abenteuerlust, das Brennen für die Sache stets zu erhalten.

Was würden Sie mit Sicherheit ganz anders machen?

Wir würden die Finanzierung früher klären. Für viele Gründer ist gerade in der Startphase die Finanzierung ein heikles Thema. Zum Glück gibt es Möglichkeiten wie beispielsweise das Gründungsstipendium der NBank und auch andere Fördermöglichkeiten und Wettbewerbe. Wir haben jetzt einen guten Überblick. Der wäre vor ein paar Monaten bereits hilfreich gewesen, denn die Anträge brauchen zeitlichen Vorlauf und nicht jeder Antrag ist erfolgreich. Da ist etwas Puffer finanziell und zeitlich hilfreich.

Laufend Bäume pflanzen

run-toB ist eine Klima-Sport-App und eine Plattform, die Bewegung in Baumpflanzungen umrechnet, nachhaltige Wälder aufforstet und gleichzeitig Punkte sammelt, für eine nachhaltige Bonuswelt. Die Aktiven bekommen ein Tool an die Hand, mit dem sie tagtäglich ihre Gesundheit verbessern, den Klimaschutz fördern und den nachhaltigen Konsum unterstützten können. www.run-tob.de

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