„Stadtführungen machen Spaß“
Stattreisen Hannover zeigt Einwohnern und Gästen die Stadt. Jede Tour hat einen eigenen Themenschwerpunkt und gibt den Teilnehmern Einblicke in die bewegte Geschichte der Landeshauptstadt, das Alltagsleben und das aktuelle Stadtgeschehen. So verbindet Stattreisen Bildungsarbeit und Stadterlebnis mit umweltverträglichem Tourismus. radius/30 hat Stadtführerinnen und Stadtführer um einen Blick hinter die Kulissen gebeten. Barbara Fleischer ist Vorstandsmitglied und führt in deutscher und englischer Sprache seit vielen Jahren für Stattreisen durch Hannover. Sie hat zahlreiche Touren ausgearbeitet und ist mit verschiedensten Gruppen von Klein bis Groß unterwegs, im Sommer auch oft mehrmals an einem Tag.
radius/30: Frau Fleischer, welches Viertel von Hannover ist Ihr Lieblingsviertel und warum?
Barbara Fleischer: Mit meinen Stadtführungen bin ich in vielen Vierteln Hannovers unterwegs. Wenn ein Lieblingsviertel auch ein Lieblingsstadtteil sein darf, dann ist es Kleefeld. Ein Grund dafür ist, dass ich fast dort wohne. Unsere Straße ist nur ein paar Meter von der Stadtteilgrenze entfernt. Ein weiterer Grund ist, dass Kleefeld im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, vieles ist sozusagen original erhalten und ausgezeichnet restauriert. Außerdem besteht Kleefeld aus unterschiedlichen Teilen, daher ist es besonders spannend. Das Philosophenviertel, die Gartenstadt oder das alte Kleefeld sind sehr verschieden und doch gehören sie zusammen, jeder Teil hat seine Besonderheiten. „Von Gärten, großen Villen und Genossen“, die Führung hält, was der Titel verspricht.
Welches Erlebnis auf den Führungen ist Ihnen im Gedächtnis geblieben?
Stadtführungen machen Spaß! Es ist immer eine Herausforderung sich auf eine Gruppe einzustellen, die meistens zufällig zusammengekommen ist. Eines aber haben alle gemeinsam, sie möchten etwas erfahren. So bekomme ich von jeder Gruppe etwas zurück, interessierte Gäste, manchmal sogar persönliche Anekdoten, die für mich bereichernd sind.
Was ist der skurrilste Fakt über Hannover, den Sie kennen?
Für mich gibt es auf dem Gartenfriedhof zwei skurrile Dinge. Da ist einmal das sogenannte „Menschenfressergrab“, obwohl hier ein harmloser Zimmermeister bestattet wurde. Und es gibt das „geöffnete Grab“. Eine Birke hat den Grabstein gesprengt, trotz der warnenden Inschrift „dieses Grab darf nie geöffnet werden“. Beide Grabstätten werden in der Führung über den Gartenfriedhof vorgestellt.
Welche Frage eines Gastes Ihrer Führungen hat Sie am meisten überrascht – und wie war die Antwort?
Vor der „Warteschule“ in Kleefeld wurde ich gefragt, ob man dort nur im Warten unterrichtet wurde. Nein, man wurde es nicht, es ist das Wort „warten“ in seiner alten Bedeutung – jemanden warten, auf ihn aufpassen, wie Schranken- oder Gefängniswärter es getan haben. Heute trägt die Warteschule den modernen Namen Kindertagesstätte und auf Kinder wird nicht nur aufgepasst.
Und welche Führung macht Ihnen am meisten Spaß?
Meine Lieblingsführung ist „Frauen an der Leine“. Sie war meine erste Führung bei Stattreisen. Hannover hat viele interessante Frauen, bekannte aber auch unbekannte oder vergessene. Ich versuche ihre Persönlichkeit im zeithistorischen Zusammenhang lebendig werden zu lassen.
Es geht wieder los …
Ab sofort zeigt Stattreisen wieder die Stadt. Dabei halten alle Stadtfüherinnen und Stadtführer selbstverständlich alle aktuellen Auflagen zum Schutz der Gesundheit, wie Einhaltung des Mindestabstands und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, ein. Für alle Führungen ist eine Anmeldung erforderlich, um die maximale Gruppengröße von 10 Personen sicherzustellen. Zum Auftakt führt Nachtwächter Melchior am 28. Mai um 21.00 Uhr durch die dunklen Gassen und Winkel der Stadt. Das Stattreisen Büro ist zur Zeit telefonisch von Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 12.00 Uhr unter 0511 1694166 oder per Mail erreichbar.