Freudiges Hundebellen, leises Vogelgezwitscher, Käfigklappern – wer vor Corona eines der Tierheime rund um Hannover besuchte, wurde nicht nur von unzähligen Tieraugenpaaren, sondern auch von einer Geräuschkulisse begrüßt. In so manchen Tierheimen ist es nach über einem Jahr Corona jedoch leiser geworden.
„Wir haben, wie viele andere Tierheime auch, aktuell unheimlich viele Anfragen – weil die Leute mehr Zeit haben“, erzählt Gabriele Fauken, die zweite Vorsitzende des Tierschutzverein Barsinghausen und Umgebung e. V. „Unser höchstes Ziel ist es, den Tieren zu helfen und sie weiterzuvermitteln.“ Trotz schwieriger Umstände soll für die Hunde, Katzen, Vögel und Kleintiere ein endgültiges Zuhause bei einem neuen Herrchen oder Frauchen gefunden werden.
Helfende Hände im Tierheim auch während Corona
Für die Öffentlichkeit sind Tierheime auch rund um Hannover wegen Corona bereits seit Monaten geschlossen. Die dort wohnenden Zwei- und Vierbeiner müssen jedoch weiter versorgt und bedürftige Tiere weiterhin aufgenommen werden. Die Mitarbeiter*innen haben daher Hygienekonzepte ausgearbeitet und sich Strategien überlegt, um die Tiere trotzdem vermitteln zu können. Im Tierheim in Barsinghausen sind es hauptsächlich die helfenden Hände von Ehrenamtlichen, die für das Wohl der Tiere sorgen. An engagierten Helfer*innen mangele es glücklicherweise nicht, so Gabriele Fauken. „Wir versuchen aufgrund von Corona sogar, das Personal zu reduzieren, damit nicht so viele gleichzeitig arbeiten. Dafür gibt es jetzt Früh- und Spätschichten“. Die Hunde beispielsweise müssen dreimal täglich ausgeführt werden, wobei auch hier werde darauf geachtet, dass die Mitarbeitenden nicht aufeinandertreffen.
Ebenfalls ins Schichtsystem umgestiegen sind die ausgebildeten Tierpflegerinnen und -pfleger im Tierheim Hannover. „Ehrenamtliche Helfer dürfen im Moment nur einige wenige kommen. Das sind unsere Hundepaten und Gassigänger“, so Doris Peterek, Leiterin des Tierheim Hannover. Auf diese könne und wolle man auch nicht verzichten, da sie das Team der Hauptamtlichen wesentlich entlasten. Für den Tierschutzverein Soltau gab es sogar eine positive Entwicklung. „Im ersten Lockdown haben wir neue Gassigänger dazugewonnen, die auch bis heute geblieben sind“, freut sich die stellvertretende Vorsitzende Rebekka Borchert.
Tiervermittlung der Tierheime zu Corona-Zeiten über Social Media
Gabriele Fauken ist hauptsächlich für die Katzen ihres Tierschutzvereines zuständig. Sie und ihre Kolleg*innen freuen sich über viele Anfragen für die Tiere. „Ich suche mir die Leute aber genau aus – um zu vermeiden, dass die Tiere bei zurückkehrender Normalität wieder im Tierheim landen.“ Der Verein hat dafür bestimmte Anforderungen an ein potenzielles neues Zuhause der Vierbeiner, zum Beispiel was ihren Auslauf betrifft. Ein vermehrt auftretendes Problem besteht in Privatkäufen von Tieren aus dem Ausland oder von Onlineseiten, wo die Herkunft und der Stammbaum der Tiere oft unbekannt sind. „Man sollte die Leute sensibilisieren, denn es gibt sehr unseriöse Züchter. Die Tiere sind oft krank, es gab sogar Fälle mit falschen Impfausweisen“, warnt Fauken. Die verzweifelten Tierbesitzer*innen wenden sich in solchen Fällen oft an Tierheime und Vereine wie den Tierschutzverein Barsinghausen.
Normalerweise werden Besucher*innen in den Tierheimen herzlich willkommen geheißen. Auf der Suche nach einem Haustier können sie sich vor Ort von den Pfleger*innen beraten lassen und deren Schützlinge kennenlernen. Aktuell dürfen Interessierte allerdings nur nach Terminvergabe und unter Infektionsschutzmaßnahmen empfangen werden.
Der Tierschutzverein Soltau ist deshalb in den Sozialen Medien aktiv: auf dem Instagram-Account „dertierschutzvereinsoltau“ stellen sie ihre Schützlinge, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind, vor. Das Tierheim Hannover präsentiert auf dem YouTube Kanal „TierheimTV“ schon seit 2010 seine Tiere. In ihrem Format „Tiervermittlung“ erzählen die engagierten Tierpfleger*innen über Vorgeschichte, Besonderheiten und Erfahrungen mit den Schützlingen. So können Interessierte sich digital einen Eindruck von einigen Tieren machen.
„Wir haben vor unserem Tierheim eine Spendenbox, in die zu jeder Tageszeit etwas eingeworfen werden kann.“
Für Gabriele Fauken und ihr Team fallen schon seit über einem Jahr alle Veranstaltungen und Gelegenheiten, um Spenden zu sammeln, aus. Die Coronasituation treibt viele Tierheime in finanzielle Probleme und sie müssen genau abwiegen, wofür das knappe Geld ausgegeben wird. „Wir haben kaum Ausgaben für normales Futter, weil viel davon gespendet wird. Dafür sind wir sehr dankbar. Aber viele Tiere brauchen zum Beispiel spezielles Aufbaufutter, weil sie krank sind“, berichtet Rebekka Borchert. „Geldspenden helfen uns schon am meisten weiter, da zum Beispiel die Tierarztkosten nie vorher kalkulierbar sind. Und manche Tiere sind wirklich sehr pflegeintensiv.“
Helfen – aber wie?
Geld und auch Sachgegenstände können ganz einfach über die Webseiten der Tierheime gespendet werden. Oft gibt es sogar Wunschlisten für bestimmtes Futter, Spielzeuge oder Pflegeartikel, die dringend benötigt werden. Die Einrichtungen geben auch telefonisch oder per E-Mail gerne Auskunft darüber, wie geholfen werden kann. Wer selbst aktiv werden möchte, kann die Mitarbeitenden durch Gassigehen oder das Übernehmen einer Tierpatenschaft entlasten.
Autorin: Luisa Schwichtenberg